Das Stadion-Projekt ist noch nicht gestorben. Am Montag haben sich alle Beteiligten - die Stadt Brüssel, der Belgische Fußballbund und Vertreter der belgischen Leichtathletik-Welt - noch einmal an einen Tisch gesetzt. Auf dem Tisch lagen die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie des Büros Deloitte.
Im Mittelpunkt standen zwei grundsätzliche Fragen: Wie kann das neue Stadion finanziert werden? Und ist es möglich, eine solche Anlage rentabel zu betreiben? Und beide Fragen kann man mit "Ja!" beantworten - allerdings unter Vorbehalt.
Man müsse bescheidener an die Sache herangehen, sagt Deloitte. Bislang war eine Luxus-Arena mit einer Leichtathletik-Bahn und einem verschließbaren Dach geplant. Davon wird man sich jetzt wohl verabschieden müssen, das würde einfach zu teuer. Übrig bleibt aber immer noch ein Stadion, das 50.000 Plätze bietet - plus 10.000, die man für außergewöhnliche Anlässe hinzufügen könnte. Der geplante Standort, der Parking C des Heysel-Geländes, soll beibehalten werden.
Wenn man sich jedenfalls ausschließlich auf den Bereich Fußball beschränkt, dann sei das Stadion bezahlbar, sagt das Studienbüro Deloitte. "Bezahlbar" in dem Sinne, dass man dann ausschließlich auf private Geldmittel zurückgreifen könnte - öffentliche Gelder wären also nicht nötig. Die Kosten werden auf 300 Millionen Euro geschätzt. Deadline ist die Fußball-EM 2020, die in den großen Metropolen Europas gespielt werden soll, natürlich auch in Brüssel.
Und das Projekt sei auch langfristig rentabel - denn man würde sich in dem Fall den RSC Anderlecht mit ins Boot holen. Der Fußball-Landesmeister braucht ein neues Stadion, würde sich also an den Baukosten beteiligen. Und das sei eine lebensfähige Option, sagen die Fachleute. Anderlecht sei jedenfalls sehr interessiert, hieß es.
Es läuft also auf eine Arena ohne Leichtathletikbahn hinaus. In einer ersten Phase soll das Leichtathletik-Event "Memorial Van Damme" im König Baudouin-Stadion bleiben. Bis 2020 will die Stadt Brüssel alles tun, um ein neues Stadion zu bauen, das dann ausschließlich für Leichtathletik-Wettbewerbe und dergleichen vorgesehen ist. Damit sei der Kampf zwischen den verschiedenen Sportarten erstmal beigelegt, sagt Alain Courtois, der Brüsseler Sportschöffe und Motor hinter dem Stadion-Projekt.
Und damit die Leichtathletik nicht vergessen wird, will Wilfried Meert, der Ausrichter des Van Damme-Meetings, dafür sorgen, dass Brüssel für die Leichtathletik-EM 2022 kandidiert. Dann kann sich jedenfalls keiner am Ende aus der Verantwortung ziehen ...
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