Die Nationale Eisenbahngesellschaft SNCB hat ein Pünktlichkeitsproblem. Und das schon seit längerer Zeit. Jetzt hat man aber anscheinend das Ei des Kolumbus entdeckt: Nach neuen Plänen will die Bahn die Züge einfach... langsamer fahren lassen. Das ist ziemlich skurril. Und das wird deutlich, wenn man die Fahrzeiten heute mit denen von früher vergleicht. Da gibt es einen wirklich sichtbaren Trend: Heute dauert ein und dieselbe Fahrt länger als früher, manchmal deutlich länger.
Beispiel: Nach den Plänen der SNCB braucht man von Brüssel nach Antwerpen ab dem kommenden Jahr 43 Minuten. Nur zum Vergleich: Früher waren das 31 Minuten und das war 1935. 2014, also fast 80 Jahre später, sind es 43, also 12 Minuten, fast die Hälfte mehr.
Logik der SNCB klingt nachvollziehbar
Irgendwie klingt die Logik der SNCB nachvollziehbar: Ein Zug ist unpünktlich, wenn er nicht zur angegebenen Zeit ankommt. Also sorgt man für Pufferzeiten: An jeder Haltestelle sieht man Standzeiten vor. Wenn es mal ein Problem gibt, dann kann man über diese Pufferzeiten die Verspätung in Grenzen halten. Hier gehe es auch darum, dafür zu sorgen, dass man die Pendler nicht so oft für Verspätungen entschädigen muss, sagt Gianni Tabbone von der Pendlervereinigung navetteurs.be in der RTBF.
Langsame Züge, pünktliche Züge, ist das also die Lösung? Klingt vielleicht logisch, muss aber dafür nicht stimmen, sagte Stefan Stynen von der Pendler-Vereinigung Traintrambus in der VRT. Langsamere Züge sind nicht automatisch pünktlicher, sagt Stefan Stynen. Hier lägen nämlich noch eine Reihe von anderen Argumenten in der Waagschale, wie der Unterhalt der Infrastruktur.
Man muss sich zuerst mal die Frage stellen, warum die Züge eigentlich zu spät sind. Es ist ja nicht so, dass die Lokomotiven heute langsamer fahren würden. Es ist eher der Faktor "Pannen". Das sagte auch Christian Martin von der sozialistischen Gewerkschaft CGSP in der RTBF. Der Grund für die Unpünktlichkeit, das sind in den meisten Fällen technische Probleme, sagt der Gewerkschafter. "Wir kritisieren das schon seit Langem", so Martin: "Die SNCB investiert nicht ausreichend in den Unterhalt von Material und Infrastruktur." Und wenn die SNCB in die Infrastruktur investiert, dann sorgt auch das wieder für Verspätungen, in Form von Bauarbeiten.
Keine Reaktion der SNCB
Die SNCB reagiert erstmal gar nicht auf die Kritik. Nur so viel: Die Pläne, die da am Samstag in De Morgen standen, seien noch gar nicht beschlossen. Hier müssten die verschiedenen Gremien noch ihre Zustimmung geben. Und, so geben Beobachter zu bedenken: Der neue Bahnchef Jo Cornu dürfte wohl nicht gerade erbaut darüber sein, dass seine erste Amtshandlung gleich darauf hinausläuft, dass die Fahrzeiten länger werden. Doch vielleicht hat ja das Presseleck zur Folge, dass man sich das Ganze nochmal überlegt.
Stefan Stynen von der Pendlervereinigung Treintrambus beklagt jedenfalls im Moment die mangelnden Ambitionen bei der Bahn. "Die SNCB tut zu wenig, um ihrer Rolle in unserer heutigen Zeit gerecht zu werden", sagt Stefan Stynen. Man sollte doch schließlich die Menschen dazu ermuntern, auf die Öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Stattdessen sollen die Züge langsamer fahren, mitunter auch seltener. Und auch das geplante S-Bahnnetz um Brüssel, der so genannte RER, lasse auf sich warten.
Der RER sollte eigentlich längst einsatzbereit sein: Es war von 2012 die Rede. Jetzt spricht man von 2025. Eine ganze Pendlergeneration hatte auf diesen RER gewartet.
Archivbild: Siska Gremmelprez (belga)
Das Dilemma: Ein verordneter Liberalisierungswahn selbst bei volkswirtschaftlich strategisch wichtigen Basiselementen.
Die Bahn und einiges Andere könnten einen am Volk wichtigen Auftrag erfüllen, wenn etwas weniger auf die Lobbyisten der Kraftfahrzeugindustrie usw. gehört würde. Der Individualverkehr sollte langfristig zum Auslaufmodell erklärt werden. Insbesondere die Bahn müsste – könnte hier eine Vorreiterrolle übernehmen. Es ist falsch wenn der Staat mit allen Mitteln versucht diesen Konzern börsenreif zu rationalisieren. Ein solcher ausbaufähiger Fortbewegungsmittelkonzern dürfte nicht in die Hände von privaten Geldanlegern gelangen. Eine gut funktionierende Bahn hat einen gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen der sich langfristig auszahlen muss ohne kurzfristige Gewinnmaximierung auf Kosten der Netze, gestrichener Verbindungen und durch einen dezimierten Personalbestand. Kleinkarierte, Vision lose Denkansätze durchgeboxt durch Strategen der kurzfristigen Gewinnabschöpfung machen aus dem einstigen Vorzeigeunternehmen einen stetig anwachsenden Schrotthaufen mit allen sich daraus ergebenen Folgen.
Da kann ich dem Hernn Klos nur voll und ganz zustimmen, Börse ist das Schlimmste was man einer Bahn antuhn kann.
Schaut man einmal zu den Insullaner (Britten) da sieht man schön was pasieren kann. Netz Privatisiert und es ging alles drunter und drüber sowie häuften sich die Tödlichen Unfälle, da man als Privatwirtschafliches unternehmen Sparen muss wo man nur kann und dieses Geld dann am Unterhalt fehlt.
Im Nachhinein haben die Britten Milliarden von Pfund ausgeben dürfen nachdem das Netz re-Verstaatlicht wurde um es wieder in Ordnung zu Bringen, was Kaput gespart wurde.
Es ist zu vermuten daß die Bahn durch Verlangsamung des Bahnverkehrs die gesamte Technik vereinfachen aber das Kind in der Öffentlichkeit nicht beim Nahmen nennen will.Der Grund der häufigen Verspätungen sind sehr oft technische Probleme.Hohe Regelgeschwindigkeiten erfordern aufwändige Technik die, wie die Praxis zeigt, leider nicht beherrscht wird und deswegen zu Störungen,Verspätungen und Ausfällen führt.