"Es geschah am helllichten Tag": Dieser Filmtitel aus den 50er Jahren würde wohl auch auf diese Story zutreffen. Am helllichten Tag haben Diebe in Antwerpen einen besonders dreisten Raub begangen. So dreist und so peinlich, dass die KBC-Bank - denn die war das Opfer - erstmal gar nicht zugeben wollte, dass überhaupt etwas passiert war.
Der Vorfall sickerte aber durch, landete in Zeitungen. "Ja, wir haben in der Tat vor einigen Tagen festgestellt, dass 14 Schließfächer aufgebrochen worden sind", musste Viviane Huybrechts, Sprecherin der KBC-Bank, dann in der VRT kleinlaut zugeben.
Laut Het Laatste Nieuws muss sich der Raub am 8. November ereignet haben. Tatort ist die KBC-Zweigstelle im so genannten Boerentoren ("Bauernturm"), der übrigens als erster Wolkenkratzer Europas gilt. Trotz Wachleuten und trotz Kameras in der eigentlichen Zweigstelle haben es die Diebe irgendwie in den Bereich geschafft, wo sich die Schließfächer befinden. In dem Keller befinden sich insgesamt 2000 Schließfächer, bei der Wahl, an welchem man sich zu schaffen macht, gingen die Täter aber anscheinend nach dem Zufallsprinzip vor.
Mit dem Brecheisen
Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand benutzten sie ein simples Brecheisen. An 25 Schließfächern haben sich die Diebe anscheinend versucht, 14 haben sie geknackt. Einige davon standen leer, andere aber eben nicht. Wir haben die betroffenen Kunden kontaktiert, sagt KBC-Sprecherin Viviane Huybrechts. Von einigen wisse man schon, dass nichts fehlt. Mit den anderen sei man dabei, eine Bestandsaufnahme zu machen.
Het Nieuwsblad dagegen spricht von einer vermutlich "gigantischen Beute". Wie die Zeitung zu dieser Mutmaßung kommt, schreibt sie aber nicht. "Fakt ist: Wir sind versichert für solche Fälle", sagt KBC-Sprecherin Huybrechts. "Lassen Sie uns erstmal ermitteln, was wirklich gestohlen wurde. Und dann werden wir sehen, welche Schritte wir einleiten."
Mehr Infos gab es nicht. Insofern ist das nachvollziehbar, als natürlich niemand potentiellen Nachahmern auch noch wertvolle Tipps geben will. Die KBC ist hier aber offensichtlich auch auf Schadensbegrenzung bedacht. Denn es bleiben viele Fragen offen und die Antworten darauf dürften wenig schmeichelhaft sein.
Polizei tappt im Dunkeln
Wie kann es sein, dass niemand von den Aktivitäten mit dem Brecheisen irgendwas bemerkt oder gehört hat? Wie kommt man eigentlich mit einem Brecheisen in einen Tresorraum? All das beschäftigt natürlich auch die Polizei. Und die stochert anscheinend im Moment noch vollends im Nebel. Im Augenblick werden die Bilder der Überwachungskameras ausgewertet, die in der eigentlichen Zweigestelle installiert sind. Bislang hat diese Analyse aber nach übereinstimmenden Presseberichten noch keine wirklich bahnbrechenden Erkenntnisse erbracht.
Wie peinlich der KBC die ganze Sache ist, zeigt sich auch an ihrer ersten Reaktion auf den Vorfall: Die KBC hat es anscheinend vorgezogen, die lokalen Polizei- und Gerichtsbehörden einzuschalten. Zuständig ist für solche Fälle eigentlich die föderale Gerichtspolizei. Die hat von der Geschichte aber erst aus der Zeitung erfahren.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)