Die Föderalregierung hat am Freitagabend beschlossen, Bellens seiner Ämter zu entheben. Das hat Premierminister Di Rupo bei einer Pressekonferenz verkündet. Bellens habe durch Beförderungen und Entlassungen dem Unternehmen geschadet, sagte Di Rupo.
Der Schritt ist die Konsequenz aus einer Serie von Skandalen und Provokationen in den letzten Wochen und Monaten. Bellens hatte seinen politischen Rückhalt vollends verloren. Keine Partei, auch nicht die PS, deren Stempel er trägt, war noch bereit, Bellens für seine Eskapaden in Schutz zu nehmen.
Regelmäßige Provokationen, eine umstrittene Personalpolitik, ein vergiftetes Betriebsklima, zuletzt auch Vorwürfe der Interessenverquickung. Das Vertrauensverhältnis zwischen der Regierung und Bellens war langsam aber sicher erodiert.
Der Minister für Staatsbetriebe, Jean-Pascal Labille, nannte zur Begründung für die Entscheidung der Regierung ein "grobes berufliches Versäumnis". Er hoffe, dass jetzt wieder Ruhe bei Belgacom einkehren und Belgacom sich wieder um seine Geschäfte kümmern könne, sagte Labille.
Bellens soll auch keine Abfindung gezahlt werden. Laut Presseberichten hatte der Belgacom-Chef eine Abfindung zwischen 800.000 und zwei Millionen Euro verlangt.
Anlässlich eines Empfangs Brüsseler Geschäftsleute hatte Didier Bellens kürzlich den Staat Belgien als den "schlechtesten Aktionär, den er jemals kennengelernt habe" bezeichnet. Außerdem hatte er Premier Di Rupo vorgeworfen, sich nicht für das Unternehmen Belgacom mit seinen 16.000 Mitarbeitern zu interessieren. Stattdessen schiele der Premier nur auf die Dividende wie ein Kleinkind auf den Nikolaus. Belgien hält 53,5 Prozent der Belgacom-Aktien.
Am Samstagvormittag kommt der Belgacom-Verwaltungsrat zusammen, um einen Interimschef zu bestimmen. Das könnte Ray Stewart werden, der derzeitige Finanzdirektor bei Belgacom. Mit Hilfe eines so genannten Headhunters soll innerhalb der nächsten Wochen ein endgültiger Nachfolger für Bellens gefunden werden.
vrt/sh/rop Bild: Eric Lalmand (belga)