Für Belgacom-Chef Didier Bellens scheinen die letzten Stunden geschlagen zu haben. Morgen Abend befasst sich der Ministerrat mit dem Schicksal des inzwischen unbeliebten Firmenchefs. Alles andere als eine Entlassung wäre eine wirkliche Überraschung. Das Vertrauen sei gebrochen, haben gleich mehrere Regierungsparteien in den letzten Tagen immer wieder gesagt.
Die Entscheidung wurde übrigens auf Freitag verschoben, weil man befürchtet, dass der Börsenkurs des Unternehmens sonst darunter leiden könnte. Nach Handelsschluss an der Brüsseler Börse morgen Abend wird aller Voraussicht nach die Entlassung erfolgen.
Die Regierung entscheiden über den Belgacom-Chef, weil der Staat mehr als die Hälfte der Anteile an dem florierenden Telekom-Unternehmen besitzt und darüber auch eine satte Rendite kassiert.
Spätes "Mea Culpa"
Didier Bellens selbst hat am Donnerstag in der Zeitung Le Soir um Entschuldigung für seine Äußerungen gebeten. Er erklärte, sie seien aus dem Kontext gerissen worden. Doch es gilt als unwahrscheinlich, dass das "Mea Culpa" die Wogen noch einmal glätten könnte.
Bellens Beleidigungen gegenüber der Regierung gelten nur als der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. In den letzten Monaten hat sich Bellens immer wieder Patzer geleistet, vor allem in der Kommunikation. So hat er Regierungsmitglieder beschimpft oder seine Assistentinnen befördert. Damit ist das Vertrauen in ihn grundlegend erschüttert.
Unerwartete Unterstützung erhielt Bellens am Donnerstag aus Gewerkschaftskreisen. Ein Sprecher sagte, Bellens habe das Unternehmen hervorragend geführt. Die Zahlen geben ihm Recht. Belgacom steht blendend da. Das Unternehmen gilt als innovativ und auch der Börsengang, den Bellens gemanagt hatte, war ein großer Erfolg.
Bislang hat die Regierung gezögert, Bellens zu kündigen. Grund war offenbar die fällige Abfindung. Sie beträgt bis zu vier Millionen Euro. Auch dafür wollte sich die Regierung etwas einfallen lassen.
Möglicher Nachfolger
Als Bellens Nachfolger an der Spitze von Belgacom wird Ray Steward gehandelt. Der US-Amerikaner ist derzeit die Nummer zwei bei Belgacom und damit bestens vertraut mit dem Unternehmen. Außerdem gilt er als Zahlenmensch und lebt schon lange in Belgien. Möglicherweise könnte es aber auch ein Duo geben. Bestehend aus Steward und dem aktuellen Verwaltungsratsvorsitzenden, dem CD&V-Politiker Stefaan De Clerck.
Bild: Eric Lalmand (belga)