Dass Belgien noch vor Ende des Jahres Tafelsilber veräußern würde, davon waren alle Beobachter ausgegangen. Zwischen Brüssel und Paris liefen die Verhandlungen schon länger, am Mittwochabend wurde der Deal beschlossen.
Und so sieht er aus: Belgien verkauft seinen 25-prozentigen Anteil an der ehemaligen Fortis Bank, die dadurch jetzt zu 100 Prozent dem französischen Mutterkonzern BNP Paribas gehört. Der zahlt dafür 3,25 Milliarden Euro.
Finanzminister Koen Geens hat den Verkauf der Anteile, die der belgische Staat an der Bank BNP Paribas Fortis hielt, als guten Deal bezeichnet. Für 25 Prozent der Anteile erhält der Staat 3,25 Milliarden Euro von der französischen Bankengruppe BNP Paribas.
Für Geens ein "gutes Geschäft"
Alles, was über drei Milliarden liegt, sei ein guter Preis, sagt Geens. Allerdings war bereits Kritik laut geworden, weil der historische Wert, den die Anteile einmal gehabt hätten, nicht erreicht wurde. Doch darum geht es nicht, meint der Finanzminister.
Unterm Stricht hat der Staat einen Gewinn von 900 Millionen Euro gemacht. Als er Fortis 2008 retten musste, hatte er nämlich 2,3 Milliarden für die Anteile auf den Tisch gelegt.
Die vielen Kunden in Belgien müssten sich keine Sorgen machen, sagt Geens. Erst mal ändere sich nichts. BNP Paribas Fortis habe zugesichert, sein Geschäftsmodell aus dem Frühjahr beizubehalten. Auch am Personalstand in Belgien würde nichts verändert. Und: Die belgischen Aufsichtsräte dürften weiterhin dem Verwaltungsrat der ab jetzt rein französischen Bank angehören, und zwar als unabhängige Beobachter bis mindestens 2020.
Durch die Einnahmen kann der Staat seinen Schuldenberg drücken: von derzeit knapp 105 Prozent auf 99,6 - also wieder unter die symbolische 100 Prozent-Marke der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Experten und Gewerkschaften skeptisch
Trotzdem warnen Experten, von einem guten Geschäft zu sprechen. Der Grund: Die Franzosen waren die einzigen Abnehmer. Und: Sie zahlen nur knapp 60 Prozent vom eigentlichen Buchwert.
Auch die Gewerkschaften sind nicht so positiv eingestellt und befürchten, negative Auswirkungen, weil die Bank jetzt komplett aus Paris gesteuert werde.
So sieht es auch Geroges Gilkinet von den Grünen und Vorsitzender des Finanzausschusses im föderalen Parlament. Belgien verliere einen wichtigen Einflusshebel in der größten Bank des Landes. Und das nur, weil die Regierung die Staatschuld aufgrund des Drucks der EU senken wolle. Außerdem fällt die jährliche Rendite weg.
Die zehnprozentige Beteiligung am französischen Mutterkonzern BNP Parisbas hält Belgien übrigens weiter. Die kann der Staat an den Märkten zurzeit nämlich (noch) nicht gewinnbringend loswerden.
belga/vrt/alk/est - Archivbild: Eric Lalmand (belga)