"Es ist, als wären die Philippinen gleichzeitig von einem Erdbeben und einer Überschwemmung heimgesucht worden", bringt es Marie-Christine Férir von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in der RTBF auf den Punkt.
Die Situation im Katastrophengebiet sei dramatisch. Und daran trage niemand die Schuld, "viele Straßen und Wege sind schlicht und einfach blockiert, die Rettungskräfte können sich nur unter großen Schwierigkeiten bewegen."
Belgien hat seine schnelle Katastrophen-Einsatztruppe B-Fast - ein Team aus 41 Ärzten, Krankenpflegern, Katastrophenschutzmitarbeitern und Technikern - ins Katastrophengebiet geschickt.
"Wir sind perfekt ausgerüstet", sagt Geert Gijs, der Chef der Mission. "Wir haben Trinkwasser, Nahrung, Stromgeneratoren, Zelte - kurz: Wir haben alles, was wir brauchen, um zwei Wochen lang vollkommen unabhängig helfen zu können".
B-Fast arbeitet zweitgleisig. Es gibt die medizinische Hilfe und eine Wasseraufbereitungsanlage. Man werde ein Feldlazarett errichten, um die Verletzten vor Ort behandeln zu können. Gegebenenfalls könne man den Weitertransport in ein Krankenhaus organisieren, erklärt Geert Gijs. Und dann werde man auch eine Wasseraufbereitungsanlage einrichten, damit könne man 4.000 Liter Trinkwasser pro Stunde bereitstellen.
Das B-Fast-Hilfsteam ist schon auf den Philippinen. Der Airbus der Luftstreitkräfte landete am frühen Morgen belgischer Zeit auf der Insel Cebu im Zentrum des Archipels. Allerdings gibt es ein Problem: Die Belgier sitzen offenbar auf Cebu fest. Anscheinend hat ein Teil der Helfer es zwar inzwischen bis ins Katastrophengebiet geschafft, das Material ist aber erstmal auf Cebu geblieben. Der Airbus könne auf dem Flughafen der besonders betroffenen Stadt Tacloban nicht landen, hieß es. Man suche im Augenblick noch nach Mittel und Wegen, um B-Fast einsatzbereit zu machen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
Auch Ärzte ohne Grenzen hat inzwischen Hilfsflugzeuge mit Material zur medizinischen Notfallversorgung in Richtung Philippinen geschickt. "Wir rechnen vor allem mit Infektionen", sagt Meinie Nicolai von MSF. "Viele Überlebende wurden verletzt, etwa durch den Einsturz ihrer Häuser. Die Verletzung an sich ist vielleicht nicht wirklich schlimm, aber wenn sich die Wunde entzündet, dann kann das schnell dramatische Folgen haben. Und wir sind schon am Tag drei nach der Katastrophe. Deswegen müssen wir chirurgische Eingriffe vorsehen, bis hin zu Amputationen. Eine andere Priorität sind Tetanus-Impfungen", erklärt Nicolai.
Momentan denken die fünf Hilfsorganisationen Caritas International, Médecins du monde, Handicap International, Oxfam und Unicef Belgien über eine Neuauflage der gemeinsamen Spendenaktion nach, nach dem Vorbild der 12-12-Aktion für die Tsunami-Opfer 2004.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)