Der Druck auf Belgacom-Chef Didier Bellens wächst. MR-Vizepremierminister Didier Reynders schließt nach den jüngsten Unstimmigkeiten eine Entlassung nicht länger aus. Didier Bellens habe grobe Fehler begangen. Eine weitere Zusammenarbeit sei schwierig, wenn das gegenseitige Vertrauen erschüttert sei, sagte Didier Reynders.
Didier Bellens hatte am Freitagvormittag eine einstündige Unterredung mit dem Föderalminister für Staatsbetriebe, Jean-Pascal Labille. Labille hatte den Belgacom-Chef nach dessen Seitenhieb auf Premierminister Di Rupo am Donnerstag einbestellt. Die Regierung wird in der kommenden Woche eine Entscheidung treffen, wie Minister Labille nach der Unterredung mitteilte.
Didier Bellens gab sich nach dem Gespräch wortkarg. Labille habe ihm erklärt, dass er den Ministerrat einberufen werde. Man müsse dann sehen, was die nächsten Schritte seien, sagte der Belgacom-Chef. Bei seiner Ankunft am Kabinett des Ministers hatte Bellens zuvor einen Rücktritt ausgeschlossen. Er habe keinen Fehler gemacht und wolle sich erstmal anhören, was der Minister zu sagen habe. Auch der Verwaltungsratsvorsitzende Stefaan De Clerck war bei der Unterredung dabei.
Eine Entlassung des Spitzenmanagers wäre nur mit Zustimmung des Ministerrates möglich und würde mit einem goldenen Handschlag einhergehen. Einige Quellen sprechen von einer Entschädigung zwischen 1,9 und 4,2 Millionen Euro.
Bellens provoziert die Regierung
Belgacom-Chef Didier Bellens legt es ganz offensichtlich auf eine Kraftprobe an. Bei einem Empfang mit Brüsseler Geschäftsleuten nahm er am Donnerstag jedenfalls kein Blatt vor den Mund. Dass auch Journalisten anwesend waren, schien ihn dabei nicht zu stören. Und was Bellens da zum Besten gab kann man nur als Provokation bezeichnen.
"Belgien ist der schlechteste Aktionär, den ich jemals hatte", sagte Bellens. Dann legte er eine Schippe drauf: "Premierminister Elio Di Rupo ruft immer nur einmal, und zwar gegen Ende des Jahres, an, um sich nach der Höhe der Belgacom-Dividende zu erkundigen." Di Rupo verhalte sich da quasi "wie ein Kleinkind, das sich auf den Nikolaus freut".
Es ist nicht das erste Mal, dass Didier Bellens Schlagzeilen produziert. In den letzten Tagen kamen ja auch die Vorwürfe der Interessenverquickung wieder auf die Tapete. Belgacom wollte ja anscheinend eine Immobilie verkaufen an ein Unternehmen, in dem Bellens im Aufsichtsrat sitzt.
Im Raum stehen derzeit auch Vorwürfe eines flämischen Abgeordneten, wonach Belgacom in den Mailboxen von kritischen Journalisten oder Politikern herumstöbert.
belga/vrt/jp/rop - Bild: Laurie Dieffembacq (belga)