"Mediahuis" ist das Ergebnis einer wirklichen Mega-Fusion auf dem flämischen Zeitungsmarkt. Einerseits Corelio, mit den Zeitungen De Standaard und Het Nieuwsblad, andererseits Concentra mit den Zeitungen Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg.
"Die Fusion von Concentra und Corelio ermöglicht es uns, Einsparungen vorzunehmen", sagt Gert Ysebaert, Geschäftsführer von Mediahuis. "Wir können etwa Doppelbesetzungen von Stellen vermeiden, Synergien schaffen, Kosten reduzieren. Vor diesem Hintergrund haben wir die Absicht, 205 Arbeitsplätze abzubauen".
Insgesamt hofft Mediahuis, die Kosten um 20 Millionen Euro drücken zu können. Der Stellenabbau soll alle vier Zeitungen betreffen, Epizentrum wird aber vor allem Antwerpen sein. Hintergrund: Het Nieuwsblad wird vom Brüsseler Rand nach Antwerpen umziehen. "Das wird vor allem Sparmaßnahmen bei der Gazet van Antwerpen zur Folge haben", sagt Ysebaert.
"Wir sind geschockt", reagierte Pol Deltour vom flämischen Journalistenverband VVJ im BRF-Interview. "205 Jobs, die gestrichen werden sollen, davon ein Drittel Journalisten, nämlich 67, das ist beispiellos". Die Zahl 205 beziehe sich zudem lediglich auf die so genannten "Vollzeitäquivalente", es seien also durchaus mehr Menschen betroffen, wenn man die Teilzeit-Beschäftigungen berücksichtigt, die ja in der Medienbranche eher die Regel als die Ausnahme sind. "Man ist da schnell bei 90 Journalisten", sagt Pol Deltour.
Hinzu kommen die Freelance-Journalisten, die also nur punktuell Artikel absetzen. "Diese freien Mitarbeiter kommen in keiner Rechnung vor", sagt Deltour. "Vor allem durch das Zusammenrücken von Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen werden unheimlich viele lokale Korrespondenten über die Klinge springen, wohl mehrere hundert".
Weniger Kreativität, weniger Pluralismus ... noch weniger Leser
Mit dem Resultat, dass die Medienlandschaft, insbesondere die Regionalberichterstattung, zunehmend verarmt. "Man kann uns nicht weismachen, dass man mit so viel weniger Journalisten das gleiche Angebot produzieren kann - geschweige denn mehr oder qualitativ bessere Berichterstattung", sagt Pol Deltour. Je weniger Journalisten, desto weniger News, desto weniger Kreativität, desto weniger Pluralismus. Das sei quasi eine wissenschaftliche Tatsache.
Auch die flämische SP.A-Medienministerin Ingrid Lieten zeigte sich besorgt. Die zunehmende Konzentration in der Medienlandschaft werfe Fragen auf, etwa in Bezug auf die Unabhängigkeit der Redaktionen oder die Meinungsvielfalt, sagte Lieten.
Die Strategen in den Geschäftsführungen betonen ihrerseits immer wieder, dass man nur über Fusionen und Rationalisierungsmaßnahmen das Überleben der Zeitungen langfristig sichern kann. "Wir müssen uns auf die digitale Revolution einstellen und das kostet Geld", sagt Mediahuis-Geschäftsführer Gert Ysebaert.
Pol Deltour vom flämischen Journalistenverband weiß auch um die Krise in der traditionellen Medienlandschaft. "Wir glauben dennoch, dass die Verlagshäuser den falschen Weg einschlagen", sagt Deltour. Es bestehe die Gefahr, dass man am Ende auf Kosten des journalistischen Mehrwerts spare, dass die Zeitungen damit also noch weiter an Attraktivität und auch an Lesern einbüßten, dass man dann also erst recht den Kampf gegen die oberflächlichen Gratis-Infos im Internet verliere.
Es stehe denn auch zu befürchten, dass die Medienhäuser durch Sparmaßnahmen wie die bei Mediahuis sich auch betriebswirtschaftlich langfristig eher noch in den eigenen Fuß schießen.
Bild: Kristof van Accom (belga)