Der für staatliche Betriebe zuständige Minister Jean-Pascal Labille findet es übertrieben, dass eine kleine, nicht anerkannte Gewerkschaft zum Streik aufruft. In Interviews mit der RTBF und dem flämischen Rundfunk sagte er: "Ich finde, dass der Streik heute unnötig und unverhältnismäßig ist".
Labille entschuldigt sich ausdrücklich bei den Reisenden für die Unannehmlichkeiten und machte deutlich, dass die großen Gewerkschaften die Aktion nicht unterstützen. Der soziale Dialog sei immer noch "der beste Weg", eine Lösung zu finden.
Zugleich verspricht Labille "deutliche Schritte", die die Pünktlichkeit der Züge und die Qualität der Bahnreisen verbessern sollen. Dazu werde er mit den beiden Geschäftsführern der Bahn Rücksprache halten. "Es kann nicht sein, dass ein Pendler seinen Arbeitsweg stehend im Zug zurücklegt, oder dass die Reisenden im Zug zusammengedrückt werden, damit die Türen schließen können", sagt Labille in der RTBF-Sendung Matin Première.
Die frankophone Interessenvertretung der Bahnreisenden kritisiert den Streik scharf. Die Zunahme von Streikaktionen führe dazu, dass die Beliebtheit der Gewerkschaften mit jedem weiteren Arbeitsausstand sinke, warnt die Organisation "navetteurs.be" in einem Pressebericht. Tausende Zugreisende würden dadurch bestraft, obschon sie nicht für die Bahn internen Forderungen verantwortlich seien.
belga/rtbf/vrt/sh/jp - Bild: Kristof Van Accom (belga)