Tausende Kinder stehen Anfang Dezember im Hafen von Antwerpen und warten auf die Ankunft des Heiligen Nikolaus‘. Der kommt jedes Jahr auf einem großen Boot aus Spanien, zusammen mit "Zwarte Piet", seinem Knecht. So oder so ähnlich spielt sich das Ganze Jahr für Jahr auch in den Niederlanden ab.
Doch jetzt droht Ärger von der UNO. Eine Arbeitsgruppe mit internationalen Menschenrechts-Experten nimmt die Tradition jetzt unter die Lupe. Für die jamaikanische Vorsitzende Verene Schepher steht jedoch bereits fest: "Das erinnert an die Sklaverei." So etwas dürfe es im 21. Jahrhundert nicht mehr geben.
Gemeint ist Zwarte Piet, der Begleiter vom Nikolaus. Sozusagen die belgische und niederländische Version von Knecht Ruprecht oder Hans Muff. Der Zwarte Piet fungiert aber eher als Clown. Er wirft mit Pfeffernüssen um sich, trägt goldene Ohrringe, Pludermütze mit bunten Federn dran und ist, wie der Name schon sagt, schwarz. Um ihn darzustellen, färben sich die Menschen traditionell Gesicht und Hände. Genau das passt den Kritikern aber nicht. Schwarze würden dadurch als Menschen zweiter Klasse angesehen, als Sklaven.
Doch woher kommt der Zwarte Piet überhaupt? Das ist die große Frage: Ist er ein Relikt aus der Kolonialzeit? Oder kommt seine schwarze Farbe im Gesicht nur daher, dass er durch zahlreiche Schornsteine muss, um die Geschenke in die Häuser zu bringen - so wie es den Kindern erzählt wird. Mit Rassismus habe das nichts zu tun, sagt Geert Vandenhende von der belgischen Nikolaus-Gesellschaft.
Das sieht der niederländische Journalist Prem Radhikishun ganz anders. Der Zwarte Piet sei sehr wohl ein Symbol aus der Kolonialzeit. Warum würde man ihn sonst immer mit dicken roten Lippen abbilden, die habe er wohl kaum aus dem Schornstein. Für Radhikishun ist der Zwarte Piet ganz klar Ausdruck der längst vergangen Zweiklassen-Gesellschaft und sollte deshalb verboten werden.
So weit will Jozef De Witte vom belgischen Zentrum für Chancengleichheit und gegen Rassismus nicht gehen. Er glaubt nicht daran, dass man die Gehilfen des Nikolaus‘ in Handschellen abführen muss. Allerdings hofft er, dass durch die Polemik eine allgemeine Debatte in der Gesellschaft über das Thema angestoßen wird. "Wie gehen wir mit alten Volksbräuchen um? Müssen die angepasst werden?" Diese Fragen sollten wir ganz in Ruhe und im Dialog beantworten, findet De Witte.
Nur Folklore oder doch Rassismus? Ob der Nikolaus dieses Jahr auf seinen Zwarte Piet verzichten kann, das wird sich zeigen.
Bild: Marc Gysens (belga)