Es ist ein filmreifes Szenario: Während Monaten haben Sondereinheiten der Polizei den somalischen Piratenchef Mohamed Hassan beschattet.
Da er sich aus Sicherheitsgründen kaum außerhalb Somalias begibt und ein Auslieferungsantrag keine Chancen auf Erfolg hätte, haben die Ermittler zu einer spektakulären Maßnahme gegriffen.
Es habe keine Alternative zu der Undercover-Mission gegeben, erklärte der föderale Staatsanwalt Johan Demulle in Brüssel. Über einen persönlichen Vertrauten des Piratenchefs haben die verdeckten Ermittler Kontakt mit ihm aufgenommen und ihm angeboten, in Belgien als Berater zu arbeiten - für eine Film-Produktion über das Leben von Piraten.
Am Samstag sollten die Verträge unterzeichnet werden. In diesem Glauben sind die beiden Somalier nach Brüssel gereist. Doch am Flughafen wurden sie festgenommen.
Beiden wird vorgeworfen, das belgische Schiff Pompei im April 2009 gekapert und die Besatzung während mehr als 70 Tagen als Geisel gehalten zu haben.
Am Samstag muss die Ratskammer von Brügge entscheiden, ob die zwei somalischen Piraten weiter in Untersuchungshaft bleiben.
Bild: Tony Karumba (afp)
Klasse, dieser Trick! Nur: Indem man's an die große Glocke hängt, kann man sich vor allem darauf verlassen, dass Mohamed Hassan der letzte Piratenanführer war, der auf die Masche reingefallen ist.
Besser hätte es James Bond auch nicht fertig gebracht. Gratulation.
Glauben Sie nicht, Herr Tychon, dass das sich in Piratenkreisen auch so rumgesprochen hätte? Bin allerdings mal gespannt, ob die Methode auch die juristische Hürde nimmt. Man erinnere sich nur an die großen belgischen Steuersünder in Luxemburg, gegen die das Verfahren eingestellt werden musste...
Das mag sein, aber ich denke nicht, das sie diesen Trick nochmal versuchen. Aber genial war es scxhon.
Herr Bosch, vor einigen Jahren gab es in Grevenmacher (Luxemburg) eine Geiselnahme in einer Kindertagesstätte. Der Geiselnehmer, ein Einzeltäter, stellte die Forderung, von einem Fernsehteam interviewt zu werden. Mit Hilfe einer getürkten Kamera, in der eine Schusswaffe steckte, wurde dann der Kidnapper zur Stecke gebracht. "Ein Interview wie aus der Pistole geschossen", wurde seinerzeit gefrotzelt.
Während alle Beteiligten erleichtert waren, dass die Sache für die Kinder und die Kindergärtnerinnen glimpflich ausgegangen war, zeigten sich die Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft verärgert darüber, dass die Presse den Trick ausgeplaudert hatte und diese Masche somit nur einmal funktionieren konnte.
Ich gönne ja den Ermittlern den Erfolg, muss aber anmerken, dass dieses Herausposaunen im Widerspruch zur üblichen Praxis der Justiz steht, die bei Rückfragen "aus ermittlungstaktischen Gründen" Verständnis für ihr Stillschweigen beansprucht.