Der Rat für Ausländerstreitsachen hat mindestens zehn Ausweisungsbescheide von asylsuchenden Afghanen aufgehoben. Das teilte das Anwaltsbüro der betroffenen Flüchtlinge mit. Die Afghanen gehören zu jener 42-köpfigen Gruppe Asylsuchenden, die seit Tagen in einem geschlossenen Auffangzentrum festgehalten werden.
Normalerweise müssten die Flüchtlinge auf der Stelle frei gelassen werden, doch nach Angaben des Anwalts Ivo Flachet würde das Ausländeramt nicht kooperieren. Flachet wirft dem Ausländeramt, unter der Führung von Staatssekretärin Maggie De Block, mangelnde Sorgfalt bei der Untersuchung der Dossiers vor. Flachet forderte alle Instanzen dazu auf, die Menschen frei zu lassen - für ein weiteres Festhalten gäbe es keine rechtliche Grundlage.
Afghanen protestieren erneut in Brüssel
Am Freitagnachmittag war eine Delegation von mehreren hunderten protestierenden Afghanen durch einen Vertreter von Premierminister Di Rupo empfangen worden. Ohne Vorankommen in den besprochenen Dossiers. Derweil wies der Präsident der Menschenrechtsliga, Alexis Deswaef darauf hin, dass Staaten Flüchtlingen eine Unterkunft anbieten müssen. Selbst eine zeitlich begrenzte.
Erst am Donnerstag hatte die zuständige Staatssekretärin Maggie De Block eine Delegation der afghanischen Flüchtlinge empfangen. De Block machte jedoch keine Zugeständnisse.
Seit rund einem Monat protestiert immer wieder dieselbe Gruppe Afghanen in den Straßen der Hauptstadt. Zuletzt wurde ein Gebäude geräumt, das von rund 400 Flüchtlingen besetzt worden war. Einige von ihnen wurden unter anderem in Notunterkünften der Freien Universität Brüssel untergebracht. Es ist jedoch vorgesehen, dass die rund 70 Flüchtlinge auch diese Bleibe am Freitag schon räumen müssen.
Einige Studenten der Uni Brüssel sowie andere Aktivsten zeigen sich mit den Asylsuchenden solidarisch und möchten Unterstützungsarbeit leisten.
belga/sd