Das Haus, das seit Wochen im Brüsseler Stadtteil Ixelles von rund 400 Afghanen besetzt worden war, ist am Donnerstagnachmittag von der Polizei geräumt worden. Der Räumung lag ein Gerichtsbeschluss zugrunde.
Zahlreiche Menschen harren noch immer vor Ort aus. Zu den afghanischen Flüchtlingen zählen auch 60 Kinder mit ihren Familien. Ihnen wird nun mit Hilfe des Sozialhilfezentrums von Ixelles eine neue Bleibe zur Verfügung gestellt. Allerdings nur für die Dauer von einem Monat. Auch die föderale Ausländerbehörde Fedasil soll bei der Suche nach Unterkünften helfen.
Der Sprecher der Kinder-Hilfsorganisation "Droits de l'enfant", Bernard De Vos, reagierte schockiert auf die hohe Polizeipräsenz bei der Räumung - dies sei traumatisierend für die vielen Kinder. Auch andere Nicht-Regierungsorganisationen kritisierten das Vorgehen der belgischen Behörden: Niemand dürfe in ein Kriegsland abgeschoben werden.
In Ixelles ist die Situation unübersichtlich. Nach Angaben der RTBF liegen Menschen zu Boden. Es ist nicht klar, ob es Verletzte gegeben hat. Ambulanzen sind allerdings anwesend. Das Viertel ist für den Verkehrs teilweise gesperrt.
Hoffnung für 42 Flüchtlinge
42 afghanische Flüchtlinge, die am Mittwoch an einer Kundgebung teilgenommen haben, können auf ein Bleiberecht in Belgien hoffen. Ihre Anträge werden seit Donnerstag erneut durch das Ausländeramt geprüft. Die 42 Personen gehörten zu jener Gruppe Demonstranten, die Mittwochabend nach Protesten in Brüssel aufgegriffen worden waren. Insgesamt wurden 60 Personen in geschlossene Zentren gebracht.
Mittwoch hatten rund 400 Afghanen im Brüsseler Regierungsviertel demonstriert und ein Gespräch mit Premier Di Rupo gefordert. Teilweise war es zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen.
belga/sd - Bild: Dirk Waem (belga)