Die Föderalregierung hat sich am Freitag nicht nur auf den Nachtragshaushalt 2013 geeinigt, die Koalition musste unerwartet auch auf die Suche nach einem neuen Bahnchef gehen. Frank Van Massenhove, der erst kürzlich bezeichnet worden war, zog sich aus gesundheitlichen Gründen zurück. Doch bereits Freitagmittag hat die Regierung einen neuen SNCB-Chef vorgestellt. Jo Cornu tritt seinen Job zum ersten November an. Seine überraschende Wahl sorgt für viel Kritik.
Jo Cornu ist 69 Jahre alt und hat viel Erfahrung als Manager - unter anderem beim Telekomkonzern Alcatel, dem Foto- und Filmspezialisten Agfa-Gevaert und aktuell im Aufsichtsrat des Stromanbieters Electrawinds. Außerdem steht er SP.A-Minister Johan Vande Lanotte nahe. Cornu soll die Bahn modernisieren.
Doch seine Wahl sorgt für viel Kritik, unter anderem die schnelle Entscheidung der Regierung. Schon wieder sei ein Bahnchef aus dem Hut gezaubert, so die N-VA. Auch die Grünen sprechen von einer politischen Ernennung. Selbst einige Abgeordnete der Mehrheit äußern Kritik und hätten sich ein objektives Einstellungsverfahren gewünscht. Die Gewerkschaften bedauern, dass der neue Bahnchef die SNCB nicht kennt. „Er hat keine Ahnung und soll den Betrieb auf Vordermann bringen", heißt es aus Gewerkschaftskreisen.
Bild: Dirk Waem (belga)