Das Kabinett von Premierminister Di Rupo ist ebenfalls Opfer eines Hackerangriffs geworden. Wie der Sprecher des Premierministers in den Zeitungen l'Echo und De Tijd erklärte, sei das Problem vor einigen Monaten bei einer Routinekontrolle aufgefallen. Details nannte er nicht.
Nach Zeitungsangaben besteht der Verdacht, dass China Internet-Spionage betrieben hat. Das Kabinett von Elio Di Rupo hat keine Klage eingereicht und das System gegen Cyberangriffe verstärkt.
Am Donnerstagabend wurde außerdem der Twitteraccount der Königsfamilie gehackt. So erschien plötzlich ein nicht-offizieller Text auf der Seite. Dieser wurde wenig später entfernt.
Britischer Geheimdienst spähte belgische Telekomfirma aus
Der britische Geheimdienst GCHQ hat nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" gezielt den belgischen Telekom-Konzern Belgacom attackiert. Mehreren Angestellten des halbstaatlichen Unternehmens sei eine Späh-Software untergejubelt worden, berichtet das Magazin. Das gehe aus Unterlagen des ehemaligen US-Geheimdienstlers Edward Snowden hervor, die der "Spiegel" ausgewertet habe.
Der britische Geheimdienst habe die Zielpersonen offenbar ohne ihr Wissen auf Webseiten umgeleitet, die deren Rechner mit Schadsoftware infiziert hätten. Von diesen Mitarbeitern ausgehend habe sich der GCHQ weiter in das Unternehmensnetzwerk von Belgacom vorgearbeitet. Einer undatierten Präsentation zufolge sei das Ziel der Briten gewesen, die Belgacom-Infrastruktur zum Ausspähen von Smartphone-Nutzern einzusetzen.
Warum ist Belgacom interessant für die ausländischen Geheimdienste?
Dafür gibt es hauptsächlich zwei Gründe. Zum einen gibt es das Tochterunternehmen Bics, darauf hatten es die Hacker anscheinend in erster Linie abgesehen. Bics, das ist ein Zusammenschluss von Belgacom, der Schweizer Swisscom und der südafrikanischen MTN. Das Unternehmen ist vor allem im Nahen Osten aktiv und in Afrika bei der Vergabe von Telefonleitungen - unter anderem also auch in Krisenländern wie Syrien, dem Jemen und so weiter.
Außerdem ist die Europäische Union Kunde bei Belgacom. Der gesamte Telefonverkehr von EU-Kommission, Rat und Parlament wird von Belgacom abgewickelt. Auch das erklärt, warum das Unternehmen so „begehrt" ist.
Interne Untersuchung
Belgacom selbst hatte in einer internen Untersuchung einen Angriff festgestellt und Anzeige gegen unbekannt erstattet, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Auf einer Reihe von Einheiten des IT-Systems sei ein Virus entdeckt worden, hieß es. Belgacom ist das zweite Unternehmen, das namentlich als Ausspähziel der anglo-amerikanischen Geheimdienste genannt wird. Zuvor sorgten Berichte für Aufsehen, laut denen der US-Geheimdienst NSA den brasilianischen Ölkonzern Petrobras im Visier habe.
Belgacom-Spionage: Auditkomitee fordert juristische Untersuchung
Das Auditkomitee von Belgacom hat im Zuge der Affäre um den mittlerweile zurückgetretenen Präsidenten von Belgacom, Michel Moll, eine juristische Untersuchung der Angelegenheit gefordert. Wie die Zeitung "Le Soir" schreibt, wollte die Direktion von Belgacom die Information weder bestätigen noch dementieren. Das Komitee setzte sich mit der Situation von Michel Moll auseinander.
Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Moll neben seinem Amt bei Belgacom auch eine chinesische Firma beraten hat, die im Verdacht steht, in Spionagefälle verwickelt zu sein. Moll hat alle Anschuldigungen zurückgewiesen.
belga/dpa/akn/cd - Archivbild: Eric Lalmand (belga)