Der Spionage-Skandal um den amerikanischen Geheimdienst NSA zieht weitere Kreise. Wie die Zeitung De Standaard berichtet, soll auch Belgiens Telekom-Unternehmen Belgacom ausgespäht worden sein.
Offenbar hat sich die NSA schon vor zwei Jahren bei Belgacom eingehackt und hört seitdem mit. Im Visier war dabei das Tochterunternehmen Bics - vor allem im Nahen Osten und Afrika aktiv. Der amerikanische Geheimdienst soll es vornehmlich auf Gespräche mit Krisenstaaten wie Syrien und dem Jemen abgesehen haben.
Aufgefallen war die Abhöraktion, nachdem Belgacom im Zuge der Enthüllungen über die NSA eine Untersuchung im eigenen Betrieb in Auftrag gegeben hat. Die Experten sind dabei tatsächlich auf Spionage-Software gestoßen.
Premierminister Elio Di Rupo will anscheinend noch vor Börsenöffnung eine Stellungnahme abgeben. Dass die amerikanische Botschafterin einberufen wird, um weitere Erklärungen gebeten wird, gilt als wahrscheinlich. Wenn sich als wahr herausstellen sollte, dass es sich um einen Angriff eines ausländischen Geheimdienstes handelt, dann verurteilt die Regierung dieses Vorgehen. Das schreiben Premierminister Elio Di Rupo, Innenministerin Joëlle Milquet und Justizministerin Annemie Turtelboom in einer gemeinsamen Mitteilung. Sie verurteilen auch den Angriff auf das halbstaatliche Unternehmen Belgacom.
Sollte sich der Verdacht erhärten, verspricht die Regierung konkrete Maßnahmen. Möglicherweise könnte das zu diplomatischen Spannungen mit den USA führen. Möglicherweise, denn bislang steht ja noch nicht offiziell fest, dass der amerikanische Geheimdienst NSA hinter der Cyberattacke steckt.
Föderale Staatsanwaltschaft bestätigt Angriff
Die Föderale Staatsanwaltschaft bestätigte, dass Belgacom wegen Hackings Anzeige gegen Unbekannt erstattet hat. Allerdings bestätigte sie nicht, dass die NSA hinter den Cyberangriff steckt. Die Föderale Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus, dass es sich um einen Fall von internationaler Spionage im Auftrag einer staatlichen Behörde handelt.
Für die Untersuchung will die Staatsanwaltschaft mit der Sondereinheit der föderalen Polizei gegen Computerkriminalität und Experten des Verteidigungsministeriums zusammen arbeiten. Wie es heißt, handelt es sich um einen ernsten Vorfall. Der Cyberangriff habe nur mit ausreichend logistischen und finanziellen Mitteln durchgeführt werden können.
Nach Angaben von Belgacom wurde der Angriff mittlerweile abgewehrt und alle Informatikprogramme wurden gereinigt. Hinweise darauf, dass Kundendaten ausgespäht worden seien, gebe es nicht.
akn/belga/jp - Bild: Bruno Fahy (belga)