In Marcinelles bei Charleroi kommt es am Mittwoch zu einer Premiere: Ein Supermarkt wird dort Lebensmittel spenden, deren Haltbarkeitsdatum heute abläuft. Das Essen wird von einem Mitarbeiter der Lebensmittelbank von Charleroi abgeholt, um es kostenlos an Menschen in ärmlichen Verhältnissen zu verteilen.
Lebensmittelspenden aus Supermärkten an Bedürftige waren schon immer möglich. Aber die meisten Supermärkte in Belgien haben das nicht gemacht, weil es sie Geld gekostet hat.
Lebensmittel kostenlos abzugeben war in Belgien bis vor kurzem nicht möglich. Selbst dann nicht, wenn das Haltbarkeitsdatum der Lebensmittel schon abgelaufen war, und die Supermärkte das Essen sowieso gar nicht mehr verkauft hätten. Wegwerfen war billiger, als das Essen zu spenden ...
"Wenn Sie früher zum Beispiel einen Sack Reis gespendet haben, mussten Sie Mehrwertsteuer für den Sack Reis bezahlen", erklärt Dominique Michel vom belgischen Handels- und Dienstleistungsverband COMES. "Das war natürlich surrealistisch. Deshalb hat Finanzminister Koen Geens diese Anomalie beseitigt."
Sprich: Das Bezahlen der Mehrwertsteuer gestrichen. Deshalb geht Dominique Michel davon aus, dass bald viele Supermärkte sich dazu entschließen werden, Lebensmittel zu spenden. Michel ist auch deshalb so optimistisch, weil selbst das Wegwerfen von Lebensmitteln Geld kostet. Es ist eine einfache Rechnung, die die Supermärkte aufstellen: Wenn es früher billiger war, abgelaufene Produkte zu vernichten, statt sie zu spenden, ist es nun genau umgekehrt.
"Heute ist es billiger, die Lebensmittel zu spenden, als sie zu vernichten", bestätigt Sylvie Van Den Eynde, Leiterin der Personalabteilung der Lebensmittelkette Delhaize. Es ist also nicht nur das humanitäre Gewissen, das den Delhaize Supermarkt in Marcinelles bei Charleroi dazu treibt, am Mittwoch erstmals abgelaufene Lebensmittel zu spenden.
Aber trotz dieses vielleicht etwas unschönen Beigeschmacks: Sowohl für die Supermärkte und auch die unterschiedlichen Wohltätigkeitsgruppen, die kostenlos Essen an Bedürftige verteilen und auf Spenden angewiesen sind, bringt die neue Situation Vorteile.
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