Viel Sonne und zum Teil tropische Temperaturen. So lässt er sich zusammenfassen, dieser rekordverdächtige Sommer. An der Küste spricht man schon von den besten Ferien der letzten zehn Jahre. Bis zu 230.000 Touristen jeden Tag haben den Weg in Belgiens Badeorte gefunden, dazu kommen die vielen Übernachtungsgäste.
Ergebnis: Die Hotels waren an den Wochenenden so gut wie ausgebucht, während der Woche betrug die Belegungsrate stolze 70 Prozent. "Die Menschen sind früher als sonst zu uns gekommen", sagt Céline Verstrynen, die in Knokke ein Hotel leitet. "Weil es schon Anfang Juli sehr warm war, hatten wir deutlich mehr Gäste als üblich."
Positive Bilanz auch in vielen Cafés, Restaurants und bei den Fahrrad- und "Cuistax"-Verleihern entlang der Küste. Auch hier brummte das Geschäft. "In diesem Sommer habe ich so viel Umsatz gemacht wie seit zwölf Jahren nicht mehr", erklärt Nicolas Boel, der auf der Promenade in Ostende die beliebten Go-Carts vermietet. Jeden Tag herrschte Hochbetrieb, ohne Ausnahme."
Vor ein paar Wochen hatte der Einzelhandelsverband Unizo erklärt, die Tagestouristen würden krisenbedingt weniger Geld ausgeben als in den Vorjahren. Doch durch die vielen Touristen hätten die Geschäftsleute an der Küste kaum Einbußen verspürt, sagte am Freitag ein Sprecher von Westtoer, dem Tourismusverband der Küste.
Auch Anbieter im Süden des Landes zufrieden
Im Süden des Landes gibt es ebenfalls fröhliche Gesichter bei den Touristik-Betreibern. Zugpferd der Wallonie waren einmal mehr die Ardennen. Im Vergleich zum Vorjahr kamen zehn Prozent mehr Besucher, die wallonischen Campingplätze verzeichneten sogar ein Plus von 22 Prozent. Tourismus-Minister Paul Furlan ist hocherfreut: "Der Tourismus hat der Wallonie in diesen Krisenzeiten einen Sonnenschein beschert." Immerhin: Der Fremdenverkehr sorgt für fünf Prozent des wallonischen Bruttoinlandsprodukts und beschäftigt 60.000 Menschen.
Auch Ostbelgien und das Hohe Venn haben in diesem Sommer dank des sonnigen Wetters viele Menschen angelockt. Plus fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, meldete die Tourismusagentur bereits vor einer Woche.
Die Wallonie will künftig noch mehr auf den Fremdenverkehr setzen und dafür auch den Flughafen Charleroi nutzen. Immerhin starten und landen hier jedes Jahr fast sieben Millionen Passagiere. Da will Minister Furlan den ein oder anderen für die Vorzüge des südlichen Landesteils begeistern: Mit einer großen Kampagne will die Wallonie international auf sich aufmerksam machen und unter anderem die Natur und den sanften Tourismus bewerben.
An der Küste will man sich auch Mühe geben, um die verloren gegangenen französischsprachigen Touristen zurückzugewinnen. Laut einer Studie zieht es einige Wallonen an die benachbarte Opal-Küste in Frankreich, weil sie sich in Flandern nicht willkommen fühlen. Nur noch jeder fünfte Tourist an der belgischen Küste kommt aus der Wallonie, vor ein paar Jahren war es noch jeder Vierte. "Das Personal wird künftig in Sachen Gastfreundlichkeit ausgebildet", sagt Franky de Block von Westtoer. Außerdem werde der Fokus auf Mehrsprachigkeit gelegt, damit die französischsprachigen Gäste noch besser empfangen werden können.
In Krisenzeiten ist man eben auf jeden Touristen angewiesen…
b/rkr - Bild: Benny Wouters (belga)