Belgien hat acht Milliarden Euro an der Krise verdient. Das berichtet die Brüsseler Tageszeitung Le Soir. Die Zeitung beruft sich auf Zahlen der Föderalen Agentur, die die Staatsschuld verwaltet. Hintergrund ist, dass die Zinsen auf belgische Staatsanleihen eine gewisse Zeit lang sehr niedrig waren; dadurch wurde die Staatsschuld spürbar "billiger".
Es mag zynisch anmuten. Während Länder wie Griechenland, Portugal, und auch Spanien oder Italien mit teilweise astronomischen Zinssätzen zu kämpfen haben, und sich mitunter fast, beziehungsweise überhaupt nicht mehr, refinanzieren können, haben andere Länder von genau dieser Situation profitiert. Die Investoren, die diesen Risiko-Ländern den Rücken kehren, investieren ihr Geld nämlich in Staatsanleihen, die als mehr oder weniger sicher gelten. Und, wenn die Nachfrage groß ist, fallen die Zinsen auf Obligationen. So hat Deutschland mitunter für seine neuen Kredite keine Zinsen gezahlt. Und auch Belgien gehörte zum Club dieser "sicheren" Länder, die niedrige Zinsen zahlen.
Und hier geht es nicht um Kleckerbeträge. Die Föderale Agentur, die die Staatsschuld verwaltet, hat mal für die Jahre 2010 bis 2014 einen Vergleich angestellt. Auf der einen Seite: die Zinssätze, von denen man ausgegangen war, auf der anderen Seite das, was man tatsächlich gezahlt hat. Resultat: Belgien hat wegen der niedrigen Zinsen acht Milliarden Euro verdient, die Staatsschuld ist schlichtweg billiger geworden. Deutschland hat übrigens über eben diesen Weg über 40 Milliarden Euro gespart.
Das ist freilich nur die eine Seite der Medaille. Die belgische Wirtschaft leidet ja durchaus unter der Krise; eben erst hat die Zahl der Arbeitslosen ein Zehnjahreshoch erreicht.
Bild: Herwig Vergult (belga)