Im Hafen von Antwerpen steckt die chinesische Besatzung eines Containerschiffs seit nunmehr vier Monaten fest. Weil die amerikanische Rederei so gut wie Pleite ist, kann das Schiff nicht mehr bewegt werden. Der Kapitän und seine Matrosen werden außerdem seit Juni nicht mehr bezahlt. Jetzt ist auch noch das Bargeld an Bord ausgegangen und Essen haben die gestrandeten Seeleute auch fast keins mehr. Verlassen dürfen sie das Schiff nicht, denn die chinesischen Besatzungsmitglieder haben kein gültiges Visum für Europa.
Seit Ende April liegt das US-Containerschiff Ladybug im Hafen von Antwerpen. An Bord sind Gebrauchtfahrzeuge. Und elf chinesische Besatzungsmitglieder. Sie sind gefangen auf dem Schiff. Einer der Matrosen ist in der Zwischenzeit sogar Vater geworden, doch sein Kind gesehen hat er noch nicht. Er darf das Schiff nicht verlassen. Im belgischen Wirtschafts-TV-Sender Kanaal Z richtet er einen Appell an seine US-Arbeitgeber: „Bitte helft mir, lasst mich nach Hause!"
Das Problem: Die amerikanische Reederei ist pleite, derzeit läuft das Konkursverfahren vor einem US-Gericht. Vor zwei Monaten hat das Unternehmen die Zahlungen eingestellt. Der gestrandete Kapitän und seine zehn Matrosen bekommen seitdem keinen Lohn mehr. Auch das Bargeld an Bord ist alle. Und zu essen haben sie kaum noch etwas. Privatleute aus Antwerpen bringen ihnen ab und an etwas und auch die CSC-Gewerkschaft war jetzt an Bord, hat der Besatzung Nahrungsmittel gebracht.
Von den 25 Besatzungsmitgliedern sind elf noch immer an Bord, weil die amerikanische Reederei ihrer Verantwortung nicht nachkommt, sagt Christian Roos von der CSC. Die Firma hat einen enormen Schuldenberg und jetzt noch Gläubigerschutz angefragt, was die Prozedur weiter in die Länge zieht.
Seit zwei Monaten überlässt die US-Reederei ihre Mitarbeiter im fernen Seehafen von Antwerpen dem eigenen Schicksal, kümmert sich überhaupt nicht mehr um sie. Einige Matrosen befinden sich bereits seit 14 Monaten auf dem Schiff. Weil sie kein gültiges Visum für Europa haben, dürfen sie das Containerschiff nicht verlassen.
Erst am Dienstag ist ein neues internationales Abkommen in Kraft getreten, dass solche Härtefälle verhindern soll. Es schreibt Standards auf internationalen Gewässern vor zu Arbeits- und Ruhezeiten, Arbeitsbedingungen und Löhnen. Es soll Härtefälle wie diesen regeln.
Die sogenannten Flaggenstaaten, also die Staaten in denen die gestrandeten Schiffe registriert sind, müssen eingreifen und die Besatzung nach Hause bringen. Doch für die elf Chinesen an Bord der Ladybug kommt das neue Abkommen zu spät. Sie stecken weiter im Hafen von Antwerpen fest.
belga/cd - Archivbild: Dirk Waem (belga)