"Er ist er maar één koning in Nederland" (Es gibt nur einen König in den Niederlanden), mit diesem Satz war Willem Alexander, der Sonnyboy des europäischen Hochadels, der Journalistin des niederländischen Fernsehens in die Parade gefahren, als sie kokett gefragt hatte: "Haben wir denn jetzt ein Königspaar?" Es war bei diesem Interview kurz vor seiner Krönung, das er gemeinsam mit Gattin Maxima gegeben hatte.
"Was für ein nettes, modernes Paar", hieß es überall. Was ist es gehypt worden, dieses Interview. Und wie oft als Gegenbeispiel zum belgischen Thronfolger angeführt worden. Wie stimmig die Belehrung übrigens war, zeigte sich diese Woche, als ein hoher Richter in den Niederlanden das Bild von Maxima aus seinem Gerichtssaal entfernen ließ, "schließlich sei sie keine Königin".
Und dann in dieser Woche dieses Foto. Nein, kein Foto, das war eine Installation, das war Kunst. Nicht Andy Warhol, sondern Marie-Jo Lafontaine. Eine Installation mit Königspaar mit verhaltenem Charme des 19. Jahrhunderts, vor einer installierten Landschaft, die jeder Mittsommernachts-Trauminszenierung ein Bühnenbild böte. Eine mythische Erhöhung hat sie vorgenommen, die eigenwillige Fotografin.
Es war couragiert oder ein Zeichen emotionaler Intelligenz, oder beides: Moderner als Willem Alexander oder William in London kann ich nicht sein, dann mache ich es anders und verlasse mich auf eine Künstlerin. Und prompt hatten Philippe und Mathilde mit lila Schärpe auf königlichem Blau Maxima und Willem Alexander als Paar überholt. Also, was bildhafte Kommunikation angeht, Chapeau.
Nun, die abschließende Balkonszene am Krönungstag mit Textzettel, die war eher suboptimal, aber was soll es. Denn William in London hat sich auch nicht gerade als so hip und volksnah gezeigt, als er das Volk glatte vier Stunden warten ließ, bevor er die Geburt des Royal Babys bekanntgab. Wer wirkt da altmodisch? Philippe könnte also noch für Überraschungen gut sein.
Fast schon peinlich, in jedem Fall aber bedenklich, was König Albert an seinem letzten Amtstag vornahm: nämlich die ultimative Lobhudelei auf Regierungschef Di Rupo und seine Regierung, was noch mehr auffiel, als er, und das klang irgendwie pflichtgemäß, auch die Bedeutung der Opposition hervorhob. Nun stellt niemand in Abrede, was Di Rupo und seine Regierung geleistet haben, aber ob Albert den Monarchiekritikern da keine Steilvorlage geliefert hat?
Da war es schon fast komisch, dass die Regierungsspitze dann an ihrem letzten Arbeitstag vor der Sommerpause einen geradezu unrühmlichen Abgang machte: Die Reform der Polizeireform konnte sie zwar noch verkünden, nicht aber den seit Monaten angekündigten Durchbruch bei der heiklen und drängenden Frage der Bezeichnung und Entlohnung der Spitzendirektoren bei öffentlichen Betrieben, wie zum Beispiel der Bahn, oder bei der ebenso heiklen und drängenden Frage der Wettbewerbsklausel bei den Lohngesprächen.
Wenn nun Albert geglaubt haben sollte, mit der Lobrede auf die Regierung rechtfertigen zu müssen, den N-VA-Chef De Wever bei der 500-und-tägigen Regierungsbildung nur mit einer kleinen Nebenrolle beauftragt zu haben, dafür muss sich kein Staatschef rechtfertigen. Albert hätte seinen Amtseid gebrochen, das Land zusammenzuhalten, wenn er jemanden beauftragt hätte, eine Regierung zu bilden, der mit dem erklärten Ziel antritt, das Land verdampfen zu lassen.
Bild: Marie Jo Lafontaine/Marina Cox (belga)