Wer schon mal morgens nach Brüssel gefahren ist, kennt das Problem. Ohne lange und nervige Staus geht gar nichts. In kaum einer anderen europäischen Stadt stehen die Menschen so viel im Stau wie in und um Brüssel.
Das Warten nervt nicht nur, es kostet auch richtig viel Geld. Die Handelskammer wollte es ganz genau wissen und ist auf einen Schaden von über 500 Millionen Euro im Jahr gekommen.
Mehr als 200.000 Pendler fahren mit dem Auto nach Brüssel, dazu kommen noch die Brüsseler selbst. Ergebnis: Auf den Straßen der Hauptstadt sind täglich 400.000 Autos unterwegs. Zu viele, meinen Verkehrsexperten.
Die Brüsseler Handelskammer hat versucht, die Kosten, die durch die vielen Staus entstehen, zu beziffern. Angenommen jeder der 400.000 Autofahrer steckt täglich 20 Minuten im Stau, macht das 80 Stunden im Jahr. Für alle Autofahrer also 32 Millionen Stunden. Eine Arbeitsstunde kostet im Schnitt 11 Euro, macht unterm Strich also mehr als 340.000 Millionen Euro. Rechnet man jetzt noch Umweltverschmutzung und Lärmbelästigung dazu, kommt die Handelskammer auf einen Gesamtbetrag von 500 Millionen Euro.
Lösungsansätze
Das kann so nicht weitergehen, sagt die Interessenvertretung und fordert die Politik auf, zu handeln. Die Brüsseler Handelskammer schlägt vor, eine Kilometerabgabe oder eine Citymaut einzuführen. Gleichzeitig muss die Bahninfrastruktur verbessert werden. Die SNCB müsse mehr Plätze schaffen. Auch die Schnellbahn-Linie RER, die Brüssel eines Tages mit seinem Umland verbinden soll, müsse rasch fertiggestellt werden.
Die Handelskammer wirft den Pendlern jedoch nicht vor, massiv das Auto zu nutzen. Die Politik müsse erst die Voraussetzungen schaffen, damit die Menschen auf die Bahn und andere öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.
Brüssel steht in Sachen Stau europaweit an vorderster Stelle. In vergleichbar großen Städten wie Amsterdam, Hamburg, Köln, Mailand oder Wien ist das Problem zwar auch akut, aber längst nicht in dem Maße wie in Brüssel. Wie gesagt, wer täglich nach Brüssel fährt steckt im Jahr an über 80 Stunden im Stau. In Amsterdam sind es 60, in Wien sogar nur 30 Stunden. Und weil Zeit bekanntlich auch Geld ist, ist der Schaden groß.
Archivbild: Bruno Fahy (belga)