Rausgekommen ist die angebliche Manipulation, weil ein Ex-Mitarbeiter der Software-Firma ausgepackt hat und die Fahnder über die geheimen Funktionen in dem Programm informiert hat. Das Ganze funktioniert offenbar so: Man gibt einen Befehl ein und schon öffnet sich ein Fenster. Man verbucht dann Einnahmen, die man vor dem Fiskus verstecken will und verschließt das Fenster wieder. Der Ordner bleibt geheim. Man legt sozusagen ein schwarzes Buch an, das niemand finden kann. Der Vorteil für die Betrüger: Sie haben weniger Umsatz und müssen demnach weniger Steuern zahlen. Das ist natürlich im höchsten Maße illegal.
Zu dem genauen Umfang des Betrugs machte die Steuerfahndung keinerlei Angaben. Allerdings sollen schon 100 Betriebe in Belgien kontrolliert worden sein. Weitere 400 Durchsuchungen sollen in den nächsten Tagen stattfinden. Betroffen sind sowohl Einzelhändler als auch der Großhandel. Alle haben etwas gemeinsam: Sie nutzen das Computer-Programm DBFACT für ihre Buchhaltung.
Der Entwickler der Software hält sich zu den Vorwürfen bedeckt, er wollte bislang nur schriftlich reagieren. Zu der geheimen Funktion in der Software, also zu der parallelen und versteckten Buchhaltung sagt der Hersteller SAGE TML aus Groot-Bijgarden bei Brüssel nichts. Die Verantwortung liege bei den Endverbrauchern. Also, wenn jemand das Programm für betrügerische Zwecke nutze, dann sei er dafür verantwortlich und nicht der Software-Hersteller. Der Ex-Entwickler der Firma, der die Anschuldigungen öffentlich gemacht hat, sagt dagegen, dass die Firma ganz genau über die geheimen Ordner Bescheid weiß und dass diese Funktion auf ausdrücklichem Wunsch der Nutzer programmiert worden ist.
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