Die Reaktionen auf die Person und das Wirken von König Albert nach dessen überraschender Abdankung am Mittwochabend sind durchweg positiv. Viele würdigen Albert als einen herzlichen Mann und hart arbeitenden Fürsten und danken ihm für sein Engagement in den letzten 20 Jahren.
König Albert II. hatte am Mittwoch in einer Fernsehansprache erklärt, dass er am 21. Juli, dem Nationalfeiertag, sein Amt an Kronprinz Philippe übergeben wird. Philippe wird dann der siebte König der Belgier.
Alberts Ehrlichkeit, sein Mut und seine Weitsicht verdienten Anerkennung, sagte Premierminister Elio Di Rupo im Anschluss an die Ansprache.
Positive Worte auch von Ministerpräsident Lambertz
Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz ist davon überzeugt, dass Thronfolger Prinz Philippe sein Amt als künftiger König des Landes auf seine eigene Weise ausüber wird, sowie sein Vater dies vor 20 Jahren tat. In einer ersten Reaktion betonte der Ministerpräsident, dass König Albert in seiner Amtszeit immer die notwendigen Impulse für die Weiterentwicklung des Landes gegeben und dabei stets auch die Belange der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Auge gehabt habe.
Im BRF-Interview erinnerte sich Karl-Heinz Lambertz an die zahlreichen persönlichen Begegnungen mit dem Staatsoberhaupt in den letzten zwei Jahrzehnten. Lambertz, der in Brüssel an zweitägigen Beratungen des Europäischen Ausschusses der Regionen teilnimmt, war in den letzten Stunden ein vielgefragter Gesprächspartner in- und ausländischer Medien.
Der Ministerpräsident wird am Donnerstagabend in der belgischen Botschaft in Berlin an einer Podiumsdiskussion zur "EU-Integration in Krisenzeiten" teilnehmen. Auf Einladung der Universität Potsdam und der Schwarzkopf-Stiftung wurde Lambertz zu einer Podiumsdiskussion mit dem deutschen Linken-Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi und dem bekannten deutschen Verfassungsrechtler Professor Dr. Dieter Grimm eingeladen.
Schon jetzt gibt es Diskussionen über die zukünftige Rolle des Königs. In Interviews plädieren einige Politiker dafür, das Amt des Königs auf eine rein protokollarische Rolle zu beschränken. Erst vor einem Monat war das System der Dotationen für die Mitglieder des Königshauses reformiert worden.
An den scheidenden König Albert soll ein putziges Patenkind erinnern: Im Nordwesten des Landes hat der Tierpark Bellewaerde Park entschieden, ein am Tag der Rücktrittsrede geborenes Giraffenbaby auf den Namen Albert zu taufen. "Der kleine Albert ist gut in Form", teilte der Tierpark laut Belga mit. "Er läuft schon flink durch das Gehege und ist sehr neugierig auf das, was um ihn herum passiert."
Di Rupo informiert Kammer über Abdankung
Premierminister Elio Di Rupo hat am Donnerstagvormittag die Abgeordneten in der Kammer über die Entscheidung des Königs informiert, am kommenden 21. Juli abzudanken und damit den Weg für Thronfolger Prinz Philippe freizumachen. Der Premier betonte, die Begegnung am Mittwoch mit Albert II. sei von großer Emotionalität geprägt gewesen. Ausdrücklich dankte Elio Di Rupo dem Monarchen noch einmal für seinen 20-jährigen Einsatz zum Wohle des Landes und seiner Bürgerinnen und Bürger.
Mit Blick auf den bevorstehenden Nationalfeiertag sprach der Regierungschef von einem historischen Tag in der Geschichte Belgiens. Er zähle auf alle Belgierinnen und Belgier, diesen Tag zu einem großartigen Ereignis werden zu lassen. Nach der Überwindung der größten politischen Krise, die das Land in seiner jüngeren Geschichte gekannt habe, könne Belgien nun zusammen mit seinem neuen König vertrauensvoll der Zukunft entgegengehen, schloss Di Rupo.
Die BRF-Redaktion sprach mit Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz über König Albert. Auch sprach der BRF mit Christian Behrendt, Staatsrechtler an der Uni Lüttich. Auch wollte der BRF wissen, was die Menschen von dieser Entscheidung des Königs halten. Angesichts des hohen Alters des Königs hatten die meisten Verständnis für diese Wahl.
belga/dpa//vrt/jp/mh/rkr