Wegen Protestaktionen beim Schienennetzbetreiber Infrabel kommt es seit dem Morgen zu Verspätungen und Ausfällen bei der Bahn. Am Nachmittag soll sich die Lage wieder normalisieren, berichtete Alain Kniebs für uns aus Brüssel.
In Flandern gab es kaum Probleme, die Protestaktion der Infrabel-Arbeiter war dort kaum zu spüren. Anders im Süden des Landes. Ob in Charleroi, Namur, Tournai oder Mons: Überall haben die Anhänger der sozialistischen Gewerkschaft für Verspätungen oder Zugausfälle gesorgt.
Hintergrund der Aktionen sind die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen für das Schienenpersonal: "Weil wir immer weniger Personal haben, müssen unsere Leute vermehrt nachts und am Wochenende ran. Das sind schwierige Arbeitsbedingungen", beklagt Michel Addissi von der FGTB. Die Gewerkschaft will den Druck auf die Unternehmensleitung von Infrabel erhöhen und fordert Zusatzvergütungen für die Schienenleger.
Nur die sozialistische Gewerkschaft hat ihre Anhänger zum Warnstreik mobilisiert. Die beiden anderen Arbeitnehmervertretungen wollen die Gespräche mit der Direktion fortführen und sehen noch keinen Bedarf für Aktionen.
Protestiert wird am Donnerstagmittag noch an den Bahnhöfen von Lüttich-Guillemins und Brüssel-Süd. Dort hindern die Gewerkschaftsanhänger vor allem internationale Züge an der Weiterfahrt. Betroffen sind vornehmlich Thalys-, TGV- und Eurostar-Verbindungen nach Frankreich und England. Auch der Bahnverkehr von und nach Deutschland musste aufgrund des Protests zeitweise unterbrochen werden. Spätestens um 13:00 Uhr wollen die FGTB-Anhänger die Gleise wieder freigeben. Spätestens für den Feierabendverkehr hofft die Bahn auf eine Normalisierung der Lage.
Problematisch waren die letzten Stunden nicht nur für die vielen Pendler. Fast 30.000 Schulkinder mussten ebenfalls umdisponieren. Sie hatten für diesen Donnerstag, kurz vor dem Beginn der Sommerferien, einen Ausflug mit der Bahn geplant. Insgesamt 800 Schulen hat die SNCB in den letzten Tagen vorsorglich kontaktiert. Einige konnten umdisponieren und die Reise verschieben, andere haben auf die Schnelle ein Reisebusunternehmen auftreiben können. Wiederrum andere mussten den Ausflug zum Zoo oder Freizeitpark ganz absagen.
Bild: Siska Gremmelprez (belga)