Nach neuesten Zahlen des Wirtschaftsministeriums ist die Zahl der Arbeitslosen innerhalb eines Jahres um 27.000 gestiegen. Was besonders auffällt: Zunehmend sind junge Menschen von der Krise betroffen. Die Entwicklung ist beängstigend, denn knapp einer von vier Unter-25-Jährigen hat keinen Job. Das ist schon spektakulär.
Belgien ist damit zwar noch nicht auf dem Niveau von z.B. Spanien - da ist über die Hälfte der jungen Leute ohne Job - aber nichts desto trotz: Jeder vierte Jugendliche, das sind zehn Prozent mehr im Vergleich zum selben Zeitraum 2012.
Gute Schulbildung
Der entscheidende Faktor auf der Suche nach einem Job ist und bleibt der Schulabschluss, sagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD. Diese Feststellung ist zwar nicht wirklich neu, stimmt aber mehr denn je und vor allem für Belgien. Eine Studie der OECD kommt zu dem Schluss, dass die einigermaßen gute Schulbildung in Belgien das Land vor Schlimmerem bewahrt hat.
In der Kategorie der Menschen mit einem Hochschul- oder Unidiplom beispielsweise hat die Arbeitslosigkeit nur um 0,2 Prozent zugenommen - deutlich weniger als in den OECD-Staaten insgesamt. Aus den Zahlen geht hervor, dass es immer wichtiger wird, einen Abschluss zu haben.
Niedrig-geschulte finden immer schwieriger einen Job und verlieren ihn gegebenenfalls auch schneller - eine der Erklärungen für die dramatische Lage in Ländern wie Spanien. Da wurden ungeschulte, junge Leute massiv im Bausektor eingesetzt. Als die Immobilienblase platzte, waren mit einem Mal zehntausende junge Menschen auf der Straße.
Verlorene Generation
Früher konnte man sich noch ohne Diplom durchschlagen, das wird aber eben immer schwieriger. Und das Resultat ist mitunter dramatisch. "Die verlorene Generation wächst", schreibt die Zeitung De Morgen in ihrer Mittwochsausgabe. In der Tat geht aus der OECD-Studie hervor, dass 14 Prozent der belgischen Jugendlichen unter 25 so gut wie keine Perspektive haben.
Einer von sieben jungen Menschen hat die Schule geschmissen, macht keine Ausbildung und sitzt arbeitslos zuhause. Diese Zahl ist viel höher als in Skandinavien, Österreich oder Luxemburg. Nur in Frankreich ist die "Lost Generation" noch größer. Es muss unbedingt etwas unternommen werden, um diese jungen Leute doch noch in den Arbeitsmarkt zu bringen, mahnt die OECD.
Das Thema Jugendarbeitslosigkeit soll beim EU-Gipfel Ende der Woche in Brüssel einer der Schwerpunkte sein. Denn die jungen Europäer zahlen die Zeche für eine Krise, die sie nicht zu verantworten haben.
Positive Entwicklung
Dagegen sind im Moment mehr Über-55-Jährige im Arbeitsleben als noch im vergangenen Jahr. Das heißt also, dass die Menschen länger arbeiten - gute Neuigkeiten für die Pensionskassen, den jungen Menschen hilft das allerdings wenig.
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