Die Zeiten, in denen nach dem Urlaub eine astronomische Handy-Rechnung ins Haus flatterte, die sind längst vorbei. Seit einigen Jahren schon ist die EU-Kommission sehr bemüht, die so genannten Roaming-Gebühren - die Kosten, die bei der Nutzung eines ausländischen Mobilfunk-Netzes anfallen - zu deckeln. Die EU plant sogar eine definitive Abschaffung dieser Auslands-Gebühren.
Vor einigen Jahren schon hatte die damalige Telekom-Kommissarin Viviane Reding eine Vision: Wer im Ausland mit seinem Handy ein Taxi ruft, der darf nicht mehr bezahlen als für einen vergleichbaren Anruf in seinem Heimatnetz. 2006 klang das noch nach einem frommen Wunsch, in der Praxis erlebte man häufig das krasse Gegenteil. Jedes Jahr nach dem Urlaub gab es Geschichten von Leuten, bei denen plötzlich Monsterrechnungen in den Briefkasten flatterten. Sie hatten das ominöse Roaming unterschätzt und für jedes Gespräch im Ausland, auch eingehende Anrufe, wurden saftige Gebühren fällig.
Was nicht so oft vorkommt: Der Ankündigung folgten Taten. Die EU-Kommission startete einen wirklichen Kreuzzug gegen die Roaming-Gebühren. Schrittweise wurden die Kosten immer wieder gesenkt. Das Ergebnis ist beeindruckend, wie ein Kommissionssprecher jetzt darlegt. Eine deutsche oder italienische Familie mit einer durchschnittlichen Handy-Nutzung zahlt über 90 Prozent weniger als noch 2007. Da ist schon die neue Senkung der Roaming-Gebühren mit einberechnet.
Pünktlich zu Beginn der Urlaubszeit deckelt die Kommission die Kosten noch einmal. Wer aus dem Ausland mit seinem Handy anruft, der zahlt noch höchstens 24 Cent die Minute, der Preis für eine SMS fällt auf höchstens 8 Cent. Das entspricht einer Senkung von 17 bzw. 11 Prozent. Auch die Preise fürs Surfen im mobilen Internet werden zum 1. Juli noch einmal gesenkt.
Doch ist die Kommission mit der Telekom-Branche noch nicht fertig. Im September will die Kommission einen Vorschlag machen, wonach die Roaming-Gebühren ganz abgeschafft werden sollen. Der EU-Ministerrat muss dem allerdings noch zustimmen.
Mobiltelefonieren in Belgien
"Was ändert das alles, wenn es nur um die paar Tage Urlaub geht?", könnte sich der belgische Handynutzer denken, der bislang zu den Europäern gehörte, die wohl die höchsten Mobilfunk-Tarife zu zahlen hatten. Aber nur bis jetzt. Denn hier hat sich etwas getan, wie die Verbraucherschutzorganisation Test-Achats bei einem Vergleich herausgefunden hat. Resultat: Die belgischen Handy-Tarife gehören inzwischen eher in die Kategorie der günstigeren in Europa. Verbraucherfreundlicher sind vielleicht noch Großbritannien oder Frankreich.
"Seit einigen Monaten fallen die Preise", sagte Sprecher David Wiame in der RTBF. "Wichtigster Grund: Seit Oktober gilt eine neue Regelung, wonach Verbraucher nach sechs Monaten ganz einfach den Anbieter wechseln können, ohne dass da Kosten anfallen. Zugleich haben einige Anbieter besonders aggressive Preisformeln angeboten." Den drei Platzhirschen (Belgacom, Mobistar und Base) blieb also nichts anderes übrig, als nachzuziehen. Und diese drei traditionellen Handy-Anbieter gehören jetzt also zu den günstigsten am Markt.
Doch wird diese Entwicklung nicht endlos so weitergehen können, warnt Mathieu Van Overstraeten von Mobistar. Es gebe da natürliche Grenzen, zum Beispiel müssten die Anbieter auch in Zukunftstechnologien investieren. Test-Achats hofft hingegen, dass es durchaus noch Luft "nach unten" gibt, dass also die Anbieter ihre Preise noch weiter senken. Wie heißt es so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft.
Illustrationsbild: BRF Fernsehen