Seit einer Woche sind die Finanzmärkte in heller Aufregung. Die Ankündigung der amerikanischen Notenbank Fed, auf Dauer nicht mehr unbegrenzt 'Geld zu drucken', hat für einen gehörigen Börseneinbruch gesorgt. Die Börsen hatten sich nämlich inzwischen an die Dollar-Schwemme gewöhnt.
Zugleich geraten die Zinsen für belgische Staatsanleihen unter Druck. Für den Anleger ist das vielleicht eine gute Sache - man bekommt mehr Geld fürs Geld. Für den Staat ist das aber nicht ganz so toll - Kredite werden teurer, heißt also: Die Staatsschuld wird teurer.
Jüngstes Beispiel: Am Montag hat sich Belgien an den Finanzmärkten frisches Geld beschafft. 2,7 Milliarden wurden aufgenommen, zu deutlich gestiegenen Zinsen: knapp 2,8 Prozent statt vorher etwas mehr als zwei. Es hat Zeiten gegeben, da zahlte Belgien quasi gar keine Zinsen. 0,1 Prozent entsprechen ungefähr 40 Millionen Euro an Zinsen, die zusätzlich anfallen.
Gefährlich wird es aber erst, wenn der Zinssatz für Staatsobligationen in Richtung sechs Prozent steigt. Im Moment steht der Zinssatz für belgische Staatsbons mit zehnjähriger Laufzeit bei unter drei Prozent. Im Oktober 2011, als Belgien nach über 500 Tagen immer noch keine Regierung hatte, stand der Zinssatz für belgische Staatsobligationen bei 5,8 Prozent.
Aber auch jetzt ist die Tendenz steigend. Und was Beobachter besonders nervös macht: Das geht viel zu schnell. Die Zinsen sind innerhalb von wenigen Wochen um einen Prozentpunkt gestiegen.
Richtig nervös ist man derzeit beispielsweise in Spanien. Der Zinssatz für spanische Staatsobligationen hat zum ersten Mal seit einigen Monaten wieder die kritische Grenze von fünf Prozent überschritten. Ein solcher Zinssatz ist auf Dauer unbezahlbar. Für gewisse Länder kann sich die Lage wieder sehr schnell zuspitzen - mit Folgen für die gesamte Euro-Zone.
Die Auswirkungen der Fed-Entscheidung
Die amerikanische Notenbank hat bislang buchstäblich Geld gedruckt; jeden Monat kaufte die Fed Staatsanleihen in Höhe von 85 Milliarden Dollar. Die Börsen hatten sich inzwischen an die Dollar-Schwemme gewöhnt - aber dieses Programm soll nach Worten des Notenbank-Chefs Ben Bernanke in den nächsten Monaten auslaufen. In der Praxis wird das auch bedeuten, dass die Zinsen bald wieder ansteigen werden, sagen Fachleute.
Und diese Aussicht sorgt dafür, dass sich die großen Anleger neu aufstellen. Ein Effekt ist eben der, dass man Staatsanleihen verkauft. Und wenn das Interesse an Staatsanleihen schwindet, dann steigen die Zinsen. Die Staaten brauchen ja das Geld und müssen dann, wenn keiner investieren will, mehr Rendite zahlen.
Zusammengefasst: Die Zeiten, in denen das Geld quasi umsonst war, die sind bald vorbei. Die Zinsen waren so niedrig, um der Wirtschaft Sauerstoff zuzuführen. Und jetzt wird sich zeigen, ob die Märkte ohne künstliche Beatmung leben können. Und in Europa, wo ja in vielen Staaten die Wirtschaft schrumpft, darf man da so seine Zweifel haben ...
Holzauge, ...
Erstmal braucht die Regierung das bei der laufenden Haushaltskontrolle nicht 'auf dem Schirm' zu haben. Die steigenden Zinsen gelten erstmal nur für Kredite, die neu aufgenommen werden. Und die ersten Zinsauszahlungen werden erst nächstes Jahr fällig. Hinzu kommt, dass das Geld bislang ja sehr billig war und das sich das unterm Strich alles ausgleichen wird.
Dennoch gilt es jetzt, wachsam zu sein. Die Zinsen dürfen jetzt nicht durch die Decke gehen. Und da richten sich jetzt eben auch alle Augen auf die Sorgenkinder: Spanien, aber vor allem auch Italien. Silvio Berlusconi ist gerade erst wegen der "Bunga-Bunga-Affäre" wieder verurteilt worden. Und er hat schon zu verstehen gegeben, dass er deswegen der Regierung seine Unterstützung entziehen könnte. Das hätte also eine neue Regierungskrise zur Folge und damit würde Italien gleich wieder unter noch stärkeren Druck geraten.
Die Euro-Schuldenkrise kann sich sehr schnell mit voller Wucht zurückmelden.
Bild: Saul Loeb (afp)