Ein Nationales Stadion zu bauen, in einem Land wie Belgien ... Man hätte es sich ja denken können, dass das nicht ganz so einfach werden würde. Dabei klang es noch vor drei Wochen so, als wäre das Projekt spruchreif. Die neue Arena sollte unweit des König-Baudouin-Stadions auf dem Heysel-Gelände entstehen - auf dem so genannten Parking C, den Besuchern des Autosalons oder dergleichen bestens bekannt.
"Nicht so hastig", meldete sich aber postwendend der flämische Ministerpräsident Kris Peeters zu Wort. Der Parking C gehört zwar der Stadt Brüssel, liegt aber auf flämischem Boden. Flandern müsse sich also über eine Baugenehmigung aussprechen.
Die Region Brüssel-Hauptstadt hatte zuvor eine Beschwerde gegen das Mega-Einkaufszentrum U-Place - ein flämisches Vorzeige-Projekt, das in Machelen, direkt an den Toren der Haupstadt entstehen soll - eingereicht. Flandern gibt also zu verstehen: Wir stecken euch keine Stöcke in die Speichen, wenn ihr das auch nicht tut.
Typisch belgo-belgisches Sandkastengerangel - fehlten nur noch die Wallonen. "Wir fordern lediglich, dass sich alle an einen Tisch setzen", so André Antoine (CDH). Er hätte auch sagen können: Wir wollen, dass wir auch am Tisch sitzen. Die Wallonische Region spielte in dieser Geschichte nämlich keine Rolle - nicht nur, dass die Wallonen also bislang außen vor waren, das Stadion soll zudem schließlich in Flandern entstehen. "Wir schenken ihnen ein zweites Zaventem", stichelt André Antoine denn auch in Le Soir in Anlehnung an den Landesflughafen, der sich ja ebenfalls auf flämischem Boden befindet.
In der RTBF vermied es Antoine dann aber, aus der Geschichte ein territoriales Problem zu machen. Hier gehe es doch nicht um ein Sprachenproblem, sagt Antoine, er habe doch nur die Tatsache vor Augen, dass man private Investoren für das Projekt gewinnen müsse und die finde man natürlich viel leichter, wenn man das Projekt in Brüssel - in der Hauptstadt Europas mit aller Strahlkraft - ansiedelt.
Dem neuen Brüsseler Ministerpräsidenten Rudy Vervoort (PS) ist bei all dem anscheinend das Frühstücksbrötchen im Hals steckengeblieben. "Mein Gott, hier will einer über die Farbe der Sitzschalen diskutieren, wenn noch überhaupt nichts entschieden ist und wir das Projekt erstmal auf die Beine stellen und die Finanzierung sichern müssen", so Vervoort. Die ersten möglichen Interessenten könnte man aber mit der allgemeinen Kakophonie schon vergrault haben.
Bild: Bruno Fahy (belga)