Die Krise in der flämischen Regierung ist erstmal beigelegt. In der Nacht zum Mittwoch einigten sich die Koalitionspartner auf die geplante Reform des Sekundarschulwesens. Es ist längst nicht die "große Umwälzung", die man eigentlich angestrebt hatte.
Die Reform ist vielmehr zu einem eher wässerigen Kompromiss geraten. Am Ende ging es nur noch darum, die gegensätzlichen Standpunkte von SP.A und N-VA unter einen Hut zu bringen. Die Folge: Die Reform erfolgt schrittweise.
Der ursprüngliche Entwurf stammte vom sozialistischen Unterrichtsminister Pascal Smet. Die N-VA konnte sich darin aber nicht wiederfinden. Einen Moment lang stand das Fortbestehen der Regierung Peeters auf dem Spiel.
Geeinigt hat man sich am Ende darauf, dass die Reform scheibchenweise kommen wird. Das Sekundarschulwesen soll zielgerichteter werden: Die Anzahl Wahlfächer wird verringert, und die Schulen können sich gegebenenfalls auf bestimmte Bereiche spezialisieren.
Diese zweite Phase wird aber zeitlich gestreckt: Erst 2016 wird entschieden, ob die Reform in ihrer ganzen Breite durchgezogen wird. Dann soll zunächst eine erste Bilanz gezogen werden, bevor man die mögliche zweite Phase zündet. Die Entscheidung liegt dann bei der nächsten Regierung.
Regierungsparteien zufrieden
Die flämischen Regierungsparteien äußerten sich zufrieden. Ministerpräsident Peeters sprach von einem historischen Kompromiss, der einen 20 Jahre dauernden Streit beilege. Peeters trat der Kritik entgegen, die Reform werde auf die lange Bank geschoben, weil sie in Teilen erst nach den kommenden Wahlen umgesetzt werden soll. Die Ausarbeitung des neuen Schulkonzeptes brauche einfach Zeit, so Peeters.
Auch Unterrichtsminister Smet äußerte sich positiv. Durch die Reform könnten die Kinder länger zusammen lernen. Bart de Wever von der N-VA betonte die stärkere Differenzierung im ersten Jahr, die nach der Reform möglich sei. Er rechnet aber noch mit weiteren heftigen Diskussionen innerhalb der nächsten Flämischen Regierung. Er tritt dafür ein,dass die Schulen selbst entscheiden können, ob sie sich an der Reform beteiligen.
Die christliche Lehrergewerkschaft stellt sich die Frage, welche Konsequenzen auf die Lehrkräfte zukommen werden.
vrt/belga/rop - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)