Der 1. Juni ist der Tag der Organspende. Belgien steht im europäischen Vergleich an vorderster Front. "Wir sind das Land mit der zweithöchsten Spenderzahl pro Million Einwohner", erklärt Xavier Rogiers, Chef des Transplantationszentrums in Gent. "Aber trotzdem ist es so, dass diese Spenderzahl noch nicht reicht, um alle Patienten zu versorgen."
Viele haben Angst, dass sie nicht genügend ärztliche Hilfe bekommen, wenn sie einen Organspenderausweis bei sich haben. Professor Rogiers will den Menschen diese Angst nehmen. "Eigentlich ist es genau umgekehrt. Wenn man Leben retten kann, dann wird man das immer tun. Man wird alles tun, was man kann." Der Tod muss durch drei unabhängige Ärzte festgestellt werden, erst danach kommt eine Organspende in Frage.
Auch Lebendspenden spielen zunehmend eine Rolle. "Die Eingriffe haben sich stark verbessert. Sie werden zum Teil minimal invasiv durchgeführt - durch Laparoskopie, was es weniger schmerzhaft macht. Für nierenkranke Patienten bietet die Lebendspende eine große Chance." Wenn die Transplantation sehr früh und ohne Wartezeit durchgeführt wird, zum Beispiel bevor überhaupt eine Dialyse vonnöten ist, erhöhe sich die Lebenserwartung. "So kann man zum Beispiel einem Familienmitglied helfen."
Bei Kinderspenden sieht Professor Rogiers weiter einen großen Mangel. "Am meisten betroffen sind die Organe, die Platz brauchen, zum Beispiel das Herz. Es gibt wirklich zu wenige, um die Kinder zu versorgen. Bei der Leber allerdings hat man die Möglichkeit, das Organ eines Erwachsenen zu nehmen. Die Leber wird in zwei geteilt, ein kleiner Teil geht an das Kind und der andere an einen erwachsenen Empfänger."
Der Aktionstag, immer am ersten Samstag im Monat Juni, soll auf die Organspende aufmerksam machen. "Es ist nicht nur ein sensibles Thema, es ist auch ein äußerst komplexes Thema. Es ist ein ganzes Unternehmen, diese kranken Patienten zu retten. Wer gerettet werden kann, hat noch jahrelang ein gutes Leben vor sich." Professor Rogiers wünscht sich, dass die Gesellschaft geschlossen hinter der Organspende steht.
Wer Organspender werden will oder Fragen zu dem Thema hat, sollte sich beim nächsten Transplantationszentrum oder auf beldonor.be erkundigen. Auch die meisten Gemeinden stellen im Netz Informationen zur Verfügung.
bm/mm/km - Bild: privat