Dem belgischen Handy-Nutzer fiel bis vor kurzem häufiger mal die Kinnlade herunter - nämlich dann, wenn er die Mobilfunk-Tarife im Ausland sah. In Belgien ist die Nutzung des Mobiltelefons teuer, ob es nun ums reine Telefonieren oder das Surfen im mobilen Internet geht.
Verbraucherschutzminister Johan Vande Lanotte geht gegen die hohen Preise in Belgien an. Erst waren es die Energie-Kosten - und da scheint sich der Kampf des föderalen Verbraucherschutzministers auszuzahlen: Seit die Energieproduzenten von der Regierung an die Kandare gelegt wurden, sind die Preise spürbar gesunken.
Gleiches gilt im Grunde auch für die Mobilfunk-Tarife. "Mitte vergangenen Jahres hat Belgien in Europa noch den Spitzenplatz hinter Deutschland eingenommen", sagte Johan Vande Lanotte im flämischen Fernsehsender VTM. "In den letzten Monaten sind aber die Preise zum Teil spektakulär gesunken, mitunter um ein Drittel". Resultat: Jetzt bewegen sich die belgischen Mobilfunktarife im unteren Mittelfeld.
Einer guten Neuigkeit folgt aber meistens eine schlechte: "Die günstigen Tarife gelten nur für Neukunden", sagte Vande Lanotte auch in der RTBF. Anders gesagt: Die langjährigen treuen Nutzer bezahlen noch die alten Preise, die Tarifformeln wurden nicht angepasst. "Hier geht es um immerhin eine Million Menschen", sagt Vande Lanotte. Eine Million Menschen, für die noch die alten Tarifformeln gelten, und die das mitunter nicht mal wissen. Sie hören oder lesen dann davon, dass die Preise gesenkt wurden, gehen davon aus, dass das auch für sie gilt, was dann aber leider nicht stimmt.
Unverständnis bei den Anbietern
Deswegen will die Regierung jetzt nachhelfen. Man werde die vier in Belgien aktiven Anbieter - Proximus, Mobistar, Telenet und Base - ins Gebet nehmen und ihnen klar zu verstehen geben, dass sie Interesse daran haben, ihre Preise freiwillig zu senken. Die Anbieter reagierten mit Unverständnis auf diesen Vorstoß. Man sei doch längst dabei, die alten Verträge auf die neuen Tarifformeln zu übertragen. Die Kunden würden entsprechend informiert, sagte Pati Verdoodt, Sprecherin von Mobistar, in der RTBF.
Der Kunde brauche keine Schwiegermutter, die ihm sagt, was das Beste für ihn ist, heißt es auch bei Proximus. Die Menschen würden doch nicht bewusst im Unklaren gelassen. Im Gegenteil: Man informiere die Kunden über die neuen Tarifformeln.
"Naja, was man so unter informieren versteht", antwortet Vande Lanotte. "Wenn informieren bedeutet, dass man der Rechnung ein Faltblatt beilegt, das ohnehin niemand liest, dann wird jedenfalls das Ziel verfehlt."
Vande Lanotte ist fest entschlossen, sich mit den Mobilfunkanbietern anzulegen. Erst hoffe man auf ein freiwilliges Einlenken. Wenn die Unternehmen nicht reagieren, dann werde man sie dazu zwingen, sagte Vande Lanotte in VTM. So sei man ja auch mit den Energieproduzenten verfahren und am Ende seien die Preise um 17 Prozent gesunken.
Bild: BRF Fernsehen