Der Ziegelstein, den der Belgier sprichwörtlich im Bauch hat, der wird immer teurer. Seit Jahren schon steigen die Preise für Immobilien und auch für Baugrund. Und hier geht es nicht um Kleckerbeträge: Die Wachstumsraten bewegen sich nicht selten im zweistelligen Prozentbereich.
Krise hin oder her: Der Trend hält an. Nach neuesten Erhebungen des Wirtschaftsministeriums sind die Preise für Einfamilienhäuser im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2011 um durchschnittlich 2,2 Prozent gestiegen. Bei Appartements ist die Entwicklung noch sichtbarer; hier stiegen die Preise innerhalb eines Jahres um knapp 5 Prozent an.
Die Lage ist natürlich -je nach Stadt oder Region- sehr unterschiedlich. Die Zeitung De Morgen hat die Zahlen für Flandern aufgedröselt. Daraus geht hervor: In einigen Städten sind die Preise für Appartements um über 10 Prozent gestiegen - innerhalb eines Jahres wohlbemerkt. Das gilt etwa für Brügge, Mechelen, Hasselt oder Roeselare. Eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so spektakuläre Entwicklung ist in der Wallonie zu erkennen. In Brüssel hingegen scheint der Höhenflug der Immobilienpreise erst einmal gestoppt.
Und in Ostbelgien?
Schaut man sich die Zahlen für die neun ostbelgischen Gemeinden an, dann stechen doch einige Entwicklungen hervor. In Amel zum Beispiel müssen die Preise fast schon spektakulär gestiegen sein, von durchschnittlich 125.000 auf 160.000 - das sind rund 30 Prozent - fast ein Drittel. Noch krasser ist Büllingen: Dort sind die Preise anscheinend geradezu explodiert: 2011 kostete ein Einfamilienhaus in Büllingen im Durchschnitt knapp 100.000 Euro, ein Jahr später waren es 160.000: ein Anstieg um 60 Prozent, zumindest steht es so in den Zahlen des Wirtschaftsministeriums. Auch in Kelmis und St.Vith sind die Preise um mehr als 15 Prozent gestiegen, innerhalb eines Jahres.
Höhenflug gestoppt?
Zurück zu den Zahlen über die Entwicklung auf Landesebene. Da sticht nämlich noch ein zweiter Faktor hervor: die Zahl der Transaktionen, also der Wohnungskäufe, die ist rückläufig. Das ist paradox: Die Nachfrage fällt also, und doch steigen die Preise. Deswegen sehen Experten auch Indizien dafür, dass die Luft raus ist, dass der Höhenflug der Immobilienpreise wohl bald gestoppt ist.
"Höhenflug gestoppt", das heißt aber noch lange nicht Talfahrt. An die hohen Preise wird man sich gewöhnen müssen. Und für immer mehr junge Familien wird das zum Problem. Wie die Zeitungen De Standaard heute berichtet, werden da mehr und mehr die Eltern eingespannt.
Bislang war es auch nicht unüblich, dass Eltern für den Kredit der Kinder bürgten. Immer öfter verlangen die Banken jetzt aber mehr: Die Eltern müssen demnach zu 10 Prozent Eigner des Hauses des Kindes werden, ansonsten gibt es keinen Hypothekenkredit.
Bild: Bernal Revert (belga)