Die Welt schaut konsterniert auf Boston. Der Boston-Marathon, das ist quasi ein Volksfest: Alle Behörden sind geschlossen, die Menschen auf der Straße säumen die Strecke des Sportereignisses. Die Bomben von Boston waren anscheinend darauf angelegt, möglichst viele Menschen zu töten und zu verletzen. Der erste Sprengsatz ging direkt an der Ziellinie hoch. Genau dort befand sich auch Pieter Weltjens aus Genk, der am Boston-Marathon teilgenommen hat und den die flämische Rundfunkanstalt VRT erreichen konnte.
Er habe richtig Glück gehabt, sagt Weltjens in der VRT. Er sei kaum eine Minute am Ziel gewesen, da habe es einen großen Knall gegeben. Dann eine Flamme und unverstellbar viel weißer Rauch. Die Bombe sei mitten im Publikum detoniert, nicht auf der Ehrentribüne. Kurz darauf: noch ein Knall - die zweite Bombe- und dann: Chaos.
Pieter Weltjens ist einer von 23 Belgiern, die auf der Starterliste des Boston-Marathons standen. Mal abgesehen davon, dass ja auch Belgier in Boston wohnen beziehungsweise dort Urlaub gemacht haben können. Gleich nach den ersten Berichten über den Anschlag hat das Außenministerium also damit begonnen, nach dem Verbleib der Belgier in Boston zu fahnden.
Und bislang müsse man nicht davon ausgehen, dass Belgier unter den Opfern sind, sagte ein Sprecher des Außenministeriums der Nachrichtenagentur Belga. Man habe jedenfalls weder vom amerikanischen Außenministerium, noch vom belgischen Honorarkonsul in Boston Informationen erhalten, die in diese Richtung weisen könnten. Darüber hinaus seien auch keine Anrufe von besorgten Angehörigen aus Belgien eingegangen. Hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nicht, so der Sprecher weiter; man behalte die Lage im Auge.
Reaktionen
Die Reaktionen auf den Anschlag trudeln indes eher langsam ein. Das hat auch damit zu tun, dass niemand so genau weiß, was eigentlich passiert ist. Dass die Amerikaner bislang das Wort Terrorismus noch nicht wirklich in den Mund nehmen, dass sie sich in ihrer Kommunikation so zurückhalten, das könne er aber nur würdigen, sagt Kammerpräsident André Flahaut. Die USA handelten nicht überstürzt, was auch ein Indiz dafür sein kann, dass sie die Lage unter Kontrolle haben. Die ersten Gedanken gehörten aber freilich den Opfern und ihren Angehörigen.
Nichts desto trotz: Man kann wohl von einem Terroranschlag ausgehen, es wäre der erste auf amerikanischem Boden seit jenem unseligen 11. September 2001. Kammerpräsident Flahaut sagte, es gelte leider immer das geflügelte Wort: "Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht". Man könne nicht mehr tun, als vorbeugend agieren, möglichst im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit. Wichtig sei jedenfalls, auch jetzt nicht den Kopf zu verlieren und hinter jeder Ecke einen Terroristen zu vermuten. Nur durch besonnenes Vorgehen könne man letztlich verhindern, dass sich solche Akte wiederholen.
Bild: Spencer Platt (afp)