Die Bürgermeister von Antwerpen, Mechelen und Vilvoorde wollen Maßnahmen gegen die Radikalisierung von jungen Moslems in Belgien ergreifen. Sie wollen verhindern, dass sich belgische Moslems nach Syrien begeben, um dort an der Seite der Rebellen an Kämpfen teilzunehmen.
Einige der jungen Moslems fühlen sich nicht zur Gesellschaft dazugehörig. Da haben die Hassprediger leichtes Spiel. Beeinflussen die Jugendlichen, machen sich stark für eine radikale Auslegung des Islam und rekrutieren die jungen Leute für einen Kampfeinsatz in Syrien - oftmals ohne, dass die Eltern darüber Bescheid wissen. Es gibt aber noch weitere Ursachen, sagt Sadik Harchaoui. Der Experte berät die niederländische Regierung in Fragen der Multikulturalität. Junge Muslime gehen als Kämpfer nach Syrien aus religiöser Überzeugung, sagt der Experte. Andere suchen das Abenteuer. Dann gibt es Mitläufer. Und andere wiederrum geraten in etwas hinein, aus dem sie nicht mehr herauskommen.
Auf föderaler Ebene beobachtet eine ständige Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Staatsschutz und dem Anti-Terrorstab das Problem. Ziel ist es vor allem herauszufinden, wie viel Jugendliche tatsächlich betroffen sind. Vermutet werden bis zu 100 belgische Kämpfer in Syrien. Sind sie noch am Leben? Planen sie zurückzukommen? Und was haben sie hier vor? Darüber hinaus hatte Innenministerin Joëlle Milquet die Bürgermeister der betroffenen Städte aufgerufen, zusammenzuarbeiten und Erfahrungen auszutauschen. Das war das Ziel des Krisentreffens der besorgten Bürgermeister am Donnerstagabend im Rathaus von Antwerpen.
Die drei Bürgermeister Bart De Wever (N-VA), Bart Somers (Open VLD) und Hans Bonte (SP.A) sind sich einig, dass Ausbildung und Moscheen dabei helfen sollen, dem Einfluss radikaler Kräfte auf junge Muslime entgegen zu wirken. Jugendliche, die jetzt nach Syrien gehen, geraten nicht in die Hände von Freiheitskämpfern, sagt Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever. Sie landen eher in Terrorgruppen, die für Al-Qaida arbeiten. Und das verheißt nichts Gutes. Auch sollten Straßenkomitees und Jugendarbeiter in die Beratungen einbezogen werden. Sie sollen verdächtige Verhaltensweisen, Anzeichen von Radikalisierung, melden - sagt Mechelns Bürgermeister Bart Somers. Konkrete Maßnahmen wurden aber noch nicht beschlossen.
Für Vilvoordes Bürgermeister Hans Bonte ist die Integration der Schlüssel zum Erfolg. Die allermeisten jungen Moslems, die Belgien Richtung Syrien verlassen haben, waren nämlich arbeitslos.
An der Arbeitssitzung der drei Bürgermeister hatten auch Polizeiverantwortliche und Experten teilgenommen. Weitere Treffen sollen folgen. Die jungen Belgier, die in Syrien an den Kämpfen teilnehmen, stammen vor allem aus Antwerpen, Mechelen und Vilvoorde.
Doch nicht nur in Flandern, auch in Brüssel befassen sich Kommunen und Polizei mit der Problematik. Françoise Schepmans, die Bürgermeisterin des Problemstadtteils Molenbeek, erklärt im Privatsender RTL, dass es darauf ankommt, den zum Teil unbekannten Rattenfängern das Handwerk zu legen.
belga/est - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)