Für wen die neuen Arbeitsgeräte bestimmt sind ist nicht genau bekannt. Aber die Zeitungsgruppe SudPresse, die den Fall am Donnerstag bekannt gemacht hat, geht davon aus, dass jeder Schöffe ein iPhone bekommt. Auch die Kabinettschefs und die hohen Funktionäre der Stadt. Insgesamt sind 100 Stück bestellt worden, für knapp 70.000 Euro. Macht also fast 700 Euro pro Gerät.
Bis auf die Pressesprecherin der Stadt hat sich in Charleroi noch niemand getraut, auf den kostspieligen Ankauf zu reagieren. Und die Erklärungen der Sprecherin sind besonders dürftig. Laut ihrer Angaben sind die Geräte absolut notwendig, um die Stadt modern und zukunftsfähig zu machen. Wörtlich sagte sie der Zeitungsgruppe SudPresse, Charleroi würde damit endlich den Sprung von der Steinzeit in die Moderne schaffen. Sie verspricht sich durch die iPhones ein besseres und schnelleres Arbeiten. Außerdem seien die Telefone für den Langzeitgebrauch angeschafft worden, das heißt man will nicht gleich nächstes Jahr wieder neue anschaffen. Unterm Strich würde sich die Investition also rentieren.
Bei dem Ankauf geht es zwar nicht um eine Summe, die die Kommune zu ruinieren droht, aber das Ganze könnte sich schnell zum Image-Problem für die neue Mehrheit entwickeln. Besonders ärgerlich ist die Sache für den neuen Bürgermeister Paul Magnette. Er gilt als "Aufräumer" bei der sozialistischen PS und er war es auch, der angekündigt hatte, dass er Charleroi umkrempeln würde. Schluss mit den Skandalen, lautete sein Motto. Keine Vetternwirtschaft mehr. Mit der iPhone-Geschichte steht er jetzt allerdings ganz schön blöd da. Das sieht nämlich nach Vorteilsnahme im Amt aus. So eine Art Selbstbedienung auf Kosten der Bürger. Gerade in einer maroden Kommune wie Charleroi mit ihren ganzen Skandalen kommt das nur sehr schwer rüber.
Der Unmut in der Bevölkerung über den Ankauf von 100 iPhones ist groß.
Archivbild: Olivier Vin (belga)
