206.200 Euro, das ist eine stolze Zahl. Soviel besitzt im Durchschnitt ein belgischer Haushalt. Das zumindest besagt eine Studie der Europäischen Zentralbank. Die Forscher haben sich das Durchschnittsvermögen der Europäer einmal angeschaut. Hier wurde alles berücksichtigt: das Spargeld, die Güter aber vor allem auch: die Immobilien.
Der Belgier steht damit recht gut da: Der Durchschnittswert in ganz Europa liegt bei 109.000 Euro. Der Belgier besitzt also fast doppelt so viel. Der Durchschnittsbürger in Zypern steht noch besser da. In Spanien, Italien oder Malta liegen die Werte ähnlich hoch. Den Luxemburgern geht es mit Abstand am besten: Hier beläuft sich der Durchschnittsbesitz auf fast 400.000 Euro, fast doppelt so viel wie in Belgien.
Die angeblich reichsten EU-Staaten stehen in dieser Rangliste überraschend schlecht da: Eine Durchschnittsfamilie in Holland besitzt insgesamt knapp über 100.000, in Frankreich sind es 115.000 Euro und in Deutschland ist es nochmal die Hälfte: 51.000. Demnach besitzt der Durchschnittsbelgier vier Mal mehr als der Nachbar in Deutschland. Deutschland steht somit in dieser Rangliste auf dem letzten Platz.
Einer der Gründe dafür ist, dass eben zum Beispiel der Durchschnittsbelgier häufig Besitzer seines Hauses ist. Sieben von zehn belgischen Haushalten gehört die Wohnung, in der sie leben. Das gilt auch für viele Länder in Südeuropa. In Mittel- und Nordeuropa sieht das anders aus: Hier wird in der Regel gemietet. Und das führt dazu, dass der Belgier eben - alles in allem - über vergleichsweise viel Besitz verfügt.
Schulden in Höhe von 40.000 Euro
In Belgien zahlen etwas mehr als vier von zehn Haushalten einen Kredit ab. Das entspricht in etwa dem europäischen Durchschnitt. Im Durchschnitt hat ein belgischer Haushalt Schulden in Höhe von 40.000 Euro. Das ist vier Mal so viel wie in Deutschland. Nur darf man nicht vergessen, dass das Geld in der Regel für die Wohnung aufgenommen wurde.
Der so genannte Verschuldungsgrad ist auch nicht problematisch: Verschuldungsgrad heißt: Wie sehr ist man verschuldet im Vergleich zu dem, was man besitzt. Dieser Wert liegt in Belgien bei knapp 20 Prozent. Also man hat Kredite, die gerade einmal einem Fünftel dessen entsprechen, was einem gehört. Das ist nicht viel. In Deutschland liegt dieser Schuldengrad um zehn Prozentpunkte höher.
44 Prozent, also fast die Hälfte der Besitztümer in Belgien, sind in den Händen von zehn Prozent der Bevölkerung. Am anderen Ende des sozialen Spektrums sind die Zahlen ähnlich auffallend: Die 20 Prozent am unteren Ende, also die ärmsten, die verfügen nur über einen Besitz von 2.800 Euro: Hier geht es also um ein Fünftel der Bevölkerung. Also, wenn man sagt "Der Belgier ist vergleichsweise reich", dann gilt das längst nicht für alle.
Unicef: Kinderarmut in Belgien besonders hoch
Jedes zehnte Kind in Belgien wächst in Armut auf. Das ist eine der höchsten Quoten in Westeuropa. Das geht aus einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef hervor. Als arm gelten Familien, wenn ihnen weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens zur Verfügung steht. Vor allem Familien mit Migrationshintergrund seien überproportional von Armut betroffen. Betroffene Kinder blieben zudem häufig in der Schulbildung zurück.
Der Unicef-Bericht weist außerdem für Belgien eine geringe Kindersterblichkeitsrate aus. Die Todesrate bei Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren sei aber überdurchschnittlich hoch. Todesursache seien meist Unfälle. Aber auch die Selbstmordrate liege in der Altersgruppe in Belgien auffallend hoch.
vrt/okr/rop - Archivbild: Aurore Belot (belga)