In Belgien reicht die Offshore-Leaks-Affäre - zumindest nach dem derzeitigen Stand der Dinge - wohl nicht für eine Staatsaffäre. Er habe keine Namen von Politikern und auch nicht die der Chefs von Bel20-Unternehmen in den Akten gefunden, sagte Alain Lallemand, Journalist bei der Zeitung Le Soir.
Lallemand gehört zu den wenigen Journalisten weltweit, die vorab Einsicht in die Offshore-Leaks-Dateien hatten. Die Informationen waren nur knapp 50 Presseorganen in der Welt überhaupt zugänglich.
Nach ersten Erkenntnissen von Le Soir finden sich über 100 Namen von Belgiern in den Dateien. Hervorzuheben seien hier vor allem die vielen Antwerpener Diamantenhändler, die an Offshore-Firmen beteiligt seien. Außerdem tauchen eine Reihe von Bankmanagern und Steuerberatern in den Akten auf, die sollen zum Teil im Namen ihrer Kunden agiert haben. Und dann gibt es Privatpersonen - quasi aus ganz Belgien, von Antwerpen über Zottegem und Brüssel, bis nach Waterloo und Hannut.
Diejenigen, die sich zu den Vorwürfen hätten äußern wollten, hätten die Angaben aus den Offshore-Leaks-Dateien voll und ganz bestätigt, berichtet Le Soir. Die Informationen seien also glaubwürdig. Ein internationales Konsortium bestehend aus 86 Journalisten hatte monatelang Bankkonten in Steuerparadiesen untersucht. Dabei wurde umfangreiches Datenmaterial unter die Lupe genommen.
Der für Betrugsbekämpfung zuständige Staatssekretär John Crombez begrüßte die Veröffentlichung der geheimen Akten. Crombez erklärte, dass die Steuerfahndung und auch die Staatsanwaltschaften jedem Hinweis auf einen neuen Fall von Steuerhinterziehung konsequent nachgehen würden. In jedem Fall zeige die neue Affäre, dass es inzwischen weltweit eine neue Sensibilität im Zusammenhang mit Steuerhinterziehung gebe.
Roger Pint - Bild: Virginie Lefour (belga)