Die große Botschaft: Die nationalistische Partei N-VA in Flandern an Stimmen einbüßt, und zwar um satte drei Prozent. Sie ist zwar mit gut 33 Prozent immer noch mit großem Abstand die beliebteste Partei der Flamen, aber einen so schlechten Wert wie bei diesem Politbarometer hatte die Partei von Bart De Wever seit Ende 2011 nicht mehr.
Profitiert hat von dem Stimmenverlust der N-VA vor allem der fremdenfeindlich Vlaams Belang. Er kann um gut zwei Prozentpunkte zulegen und erreicht jetzt einen Wert von 10,5 Prozent in der Wählergunst.
Die Christdemokraten von der CD&V, der stärkste Konkurrent der N-VA, bleiben in etwa unverändert bei knapp 17 Prozent. Dahinter folgen die Sozialisten, die einen Punkt verlieren, dann die Liberalen, die einen Punkt gewinnen - und dann kommt schon als vierte Kraft in Flandern der Vlaams Belang, noch vor den Grünen.
Grund für den Stimmenverlust der N-VA
Für die flämische Zeitung De Morgen ist die N-VA-Flaute das Ergebnis der guten Arbeit der Föderalregierung. Das Vertrauen in die Arbeit um Regierungschef Elio Di Rupo steigt, und deshalb würden die Wähler sich von der Partei des Mannes, der als größter Konkurrent von Di Rupo für die Wahlen im kommenden Jahr angesehen wird, etwas abwenden.
Bei der Zeitung Le Soir fällt die Analyse etwas anders aus. Sie wertet den Rückgang als Reaktion der Flamen auf die Äußerungen von Partei-Gründer Geert Bourgeois. Der flämische Minister hatte gesagt: Ja, das Ziel der N-VA ist eine größtmögliche Unabhängigkeit Flanderns vom Rest von Belgien. Das Blatt meint aber auch, dass dieser Rückgang sicher keine allgemeine Tendenz ist. Außerdem wird betont, dass die gut 33 Prozent immer noch deutlich mehr Stimmen sind, als die 28,4 Prozent, die die N-VA bei den letzten Föderalwahlen bekommen hat.
Polit-Stern Maggie De Block
Eine Überraschung: der aufsteigende Stern der Maggie De Block (Open VLD), Staatssekretärin für Asyl, Einwanderung und soziale Integration. In der Gunst der Flamen belegt sie jetzt erstmals Platz drei - hinter dem unveränderten Führungsduo Kris Peeters von der CD&V und Spitzenreiter Bart De Wever von der N-VA.
In ihren Analysen heben die Zeitungen die Bescheidenheit der Politikerin hervor. De Morgen veröffentlicht ein Interview mit ihr, in dem sie das Bild einer ehrlichen, fleißigen, recht bodenständigen Frau macht, die keine große politische Karriere geplant hat und vor allem versucht, ihre Aufgaben gut zu machen.
"Ich bleibe sowohl bei schlechten als auch bei guten Nachrichten ruhig", erklärt De Block selber im flämischen Privatfernsehen VTM. Und die Erklärung für ihre Beliebtheit sieht sie darin, dass die Menschen erkennen, dass sie gute Arbeit in einem schwierigen Dossier leiste und dass erste Erfolge zu erkennen sind.
De Block will nach eigenen Angaben bei den Föderalwahlen 2014 keine Rolle spielen. De Morgen fragt sie ganz konkret danach, ob sie in das Duell von Kris Peeters und Bart De Wever eingreifen möchte. Und da sagt Maggie De Block ganz klar und deutlich: Nein. Das seien Spielchen zwischen diesen beiden Männern. Wer schneller läuft, wer in das kältere Wasser steigen kann. Daran wolle sie sich nicht beteiligen, sie wolle sie selbst bleiben.
Elio Di Rupo Nummer eins
In der Wallonie bleiben die Werte der Parteien mehr oder weniger stabil, mit immer noch der PS als stärksten Partei und gut 33 Prozent der Wählergunst, gefolgt von der liberalen MR mit knapp 23 Prozent, dann die Christdemokraten und Grünen. In Brüssel haben bei dem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Sozialisten und Liberalen erstmals seit 2010 die Liberalen wieder die Nase vorn.
Und in der Beliebtheit der Politiker bleibt an der Spitze alles beim Alten: Sowohl in Brüssel als auch in der Wallonie ist Premierminister Elio Di Rupo die Nummer eins, gefolgt vom Europaabgeordneten Guy Verhofstadt und Innenministerin Joëlle Milquet auf Platz drei.
Bild: Bruno Fahy (belga)