"40 statt 65 Euro pro Zertifikat" lauteten die Gerüchte, die seit Montagabend aus dem Umkreis der Wallonischen Regierung zu hören waren. Doch dieser Kelch geht an den betroffenen Bürgern und Unternehmen vorbei.
Die Wallonische Regierung wird weiter die bislang gültige Garantiesumme von 65 Euro pro Zertifikat bezahlen. Aber nur noch für Photovoltaikanlagen, die bereits installiert und noch nicht abbezahlt sind.
Wer sich ab dem 1. April eine solche Anlage zur Erzeugung von Strom aus Licht an seinem Haus installieren lassen will, für den werden andere Regeln gelten. Welche genau, das muss die Wallonische Regierung noch festlegen.
Fest steht allerdings: Grüne Zertifikate soll es dann nicht mehr geben. Sie werden durch ein neues System mit Namen Qualiwatt ersetzt.
Hintergrund: Grüne Zertifikate
Grüne Zertifikate sind ein System, um die Installation von Photovoltaikanlagen zu fördern. Sie sollen ein Anreiz für die Bürger sein, ihre Häuser mit diesen Anlagen auszustatten und so die Energiewende mit zu gestalten. Weg vom Atomstrom, hin zum Strom aus der Natur.
Das System ist komplex. Grundlage dafür ist die Verpflichtung der Energielieferanten, eine bestimmte Menge grünen Stroms in ihrem Netz anzubieten. Als Nachweis dafür müssen die Energielieferanten die Grünen Zertifikate vorlegen. Kaufen können die Unternehmen diese Zertifikate bei den Bürgern mit Photovoltaikanlagen. Die Bürger haben die Zertifikate zuvor von der Wallonischen Regierung bekommen.
Für wie viel Geld die Unternehmen die Zertifikate kaufen, hängt von Angebot und Nachfrage ab. Doch um einen Anreiz für die Bürger zu schaffen, Photovoltaikanlagen zu installieren, hatte die Wallonische Regierung gesagt: Wir garantieren einen Mindestpreis - wer will, kann seine Zertifikate immer für 65 Euro beim Netzwerkbetreiber Elia verkaufen.
Das Problem: Seit der Einführung dieses Systems hat ein regelrechter Boom auf Solaranlagen eingesetzt. Plötzlich gab es ganz viele Grüne Zertifikate am Markt, der Preis ging nach unten und mehr Leute als gedacht verkaufen ihre Zertifikate an Elia. Das Unternehmen stellt die Ausgaben der Wallonischen Region in Rechnung, und dort entstehen plötzlich Kosten, mit denen keiner gerechnet hat. 2,8 Milliarden Euro könnten es bis 2027 werden, so rechnet es Regierungschef Rudy Demotte vor.
Alles Schulden, die ausgeglichen werden müssen. Zwei Möglichkeiten: Entweder man macht Strom für alle teurer, oder man senkt den Preis der Grünen Zertifikate. Wie es scheint, tendiert die Wallonische Regierung zur Preissenkung.
Bild: Aurore Belot (belga)
na ja das ist mal wieder tüpisch belgien. Zuerst macht man den Leuten grosse versprechen , man soll grünen Strom produzieren um von den Atomkraftwerken weg zu kommen . Und wenn man dann sieht das es sich für den Staat nicht mehr rechnet , wird einfach das Gesetz geändert . Und der kleine Steuerzahler kann dann die Suppe wieder auslöffeln .Wenn unsere Minister Geld sparen wollen ,sollen Sie mal mit einem guten Beispiel voran gehen . Sich mal selber kleinere Autos kaufen ,selber fahren und auch mal das Tanken aus eigener Tasche bezahlen . Und vieleicht auch mal ihren eigenen Lohn herab setzen .
die schuld ist nicht unbedingt beim belgischen staat zu suchen, sondern in der grünen ideologie, die davon ausgeht, dass wir absolut ein alternatives stromnetz haben müssen, hier liegt der irrtum!
ein öffentliches stromnetz macht nur einen sinn, wenn permanent im netz der strom vorhanden ist, der auch gebraucht wird. jeder der behauptet, dass sonne und wind diese qualität des stromnetzes aufrecht erhalten kann, ist ein realitätsloser phantast. in den vergangenen jahren hat niemand in der politik den mumm gehabt, dieses thema von der realistischen seite zu betrachten und dementsprechend zu handeln.
wenn man trotzdem alles mit "öko-strom" versorgen wöllte (wenn dies ginge?!), warum baut man dann nicht zurest mal stromspeicher wie pumpkraftwerke, die strom speichern? nein, zuerst wird die landschaft mit windrädern und fotovoltaik zugepflastert, und dann macht man sich gedanken darüber, wie das ganze in der realität funktionieren soll. OH HERR, SCHMEISE HIRN VOM HIMMEL !!!
das ist fast genauso das selbe, als würde man für die familie den wöchentlichen einkauf machen, und man kauft sich 10 kilo bananen auf verdacht und wenn man dann zu hause ist, macht man sich erst gedanken darüber, wer das ganze zeug überhaupt essen soll.
Der eigentliche Skandal ist der Umgang mit dem Bürger und Investor.
Die Politiker können nicht einfach Rahmenbedingungen, die viele Bürger bewogen haben in eine Photovoltaikanlage zu investieren, im Nachhinein über den Haufen werfen und komplett verändern.
Das ist unseriös und unwürdig, wichtiges Vertrauen ist zerstört.
Es wurde seinerzeit garantiert, dass die Zertifikate zu einem Mindestpreis von 65 Euro über einen festgelegten Zeitraum entsprechend der Produktion ausgereicht werden. Daran muss sich auch gehalten werden. Im Fachjorgan heißt das Planungssicherheit und ist die wichtigste Voraussetzung bei Entscheidungen für Investitionen.
Was zukünftige Projekte anbetrifft, kann der Gesetzgeber die Förderungen neu festlegen, aber auch diese müssen dann verlässlich sein. Nach den jetzigen Vorkommnissen wird nur niemand mehr so dumm sein, auch nur einen Pfifferling auf die Gültigkeit der angegeben Förderung zu geben und gleich ganz Abstand von dem anvisierten Projekt nehmen.
Ohne Vertrauen keine Investitionen. Das ist beim kleinen Bürger nicht anders als beim Atomkraftanbieter.
Erste Photovoltaikbetriebe melden bereits verschreckte und verunsicherte Kunden, die ihre Aufträge zurückziehen.
Wenn Investionen in Belgien dem russischen Roulette gleichkommen, hat das mittelfristig nur negative Konsequenzen. Nach diesen Erfahrungen gibt niemand mehr etwas auf die Glaubwürdigkeit des Staates und seiner Politiker.
Fazit:
Eine Änderung der Förderung, die den aktuellen Gegebenheiten Rechnung trägt ist in Ordnung.
Eine nachträgliche Änderung der Förderungsbedingungen bereits bestehender Photovoltaikanlagen ist ein Fußtritt in den Hintern jeden Bürgers, der naiv und dumm genug war zu glauben, dass die Zusagen des Staates und seiner Politiker mehr wert ist, als das Papier, auf dem es gedruckt war.