Ja, er habe alle umbringen wollen, angefangen bei den Erwachsenen. Doch als er tatsächlich in der Krippe angelangt sei, habe er seine Meinung geändert.
Das ist nur eine von mehreren überraschenden Äußerungen, mit denen Kim De Gelder heute bei seinem Prozess in Gent aufwartete. Dass er dann doch zwei Kinder und eine Betreuerin in der Krippe in Dendermonde getötet habe, begründet er mit einer plötzlichen Panik. "Sie standen mir im Weg, als ich nach draußen gehen wollte", sagte De Gelder. Eine von außen auf ihn einwirkende Macht habe ihn dazu getrieben, mit dem Messer auf seine Opfer einzustechen.
Warum er vor vier Jahren überhaupt die Menschen in der Krippe umbringen wollte, das verschweigt De Gelder weiterhin. Dafür sagte er am Montag, bei den Befragungen im Vorfeld des Prozesses mehrmals "Geschichten erzählt" zu haben, wie er es ausdrückte. "Ich wollte die Kontrolle über die Ermittlungen behalten", so seine Begründung. Auf die Frage, ob er bei sich Züge eines Psychopaten erkennen könne, antwortete De Gelder mit Ja.
Fragen über De Gelders Familie und seine Schulzeit
Zu Beginn der Anhörung stellte der Vorsitzende Richter, Koen Defoort, Fragen über De Gelders Familie und seine Schulzeit. Er sei in einem wohlhabenden Haus aufgewachsen, gab der 24-Jährige an. Im Kindergarten habe er sich ausgeschlossen gefühlt. Er sei auch von Lehrern geschlagen worden. Auf die Frage, ob er viele Freunde gehabt habe, antwortete er: "Wenn 'viel' bedeutet 'mehr als drei', dann ja."
In der Pubertät sei er depressiv gewesen, habe keine Lust mehr gehabt zu leben. Der übertriebene Schutz seiner Mutter habe dabei sicher eine Rolle gespielt, so De Gelder. Als er 15 Jahre alt war, sei sein Vater an chronischer Ermüdung erkrankt. Auch das habe ihm aufs Gemüt geschlagen.
Prozessbeobachtern zufolge wirkte De Gelder am Montag aufgeweckter als beim Prozessauftakt vorige Woche. Offenbar redete er den Richter diesmal auch korrekt an und antwortete schneller auf Fragen. Für die Befragung De Gelders war ein ganzer Verhandlungstag anberaumt. Die Eltern der Opfer sind auf Anordnung des Gerichts nicht anwesend.
Am Dienstag soll der Prozess ab 9:00 Uhr mit den ersten Zeugenbefragungen weitergehen.
belga/vrt/rtbf/jp/kw - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)