Vor genau elf Monaten ereignete sich in der Schweiz das schwere Unglück mit dem belgischen Reisebus. An Bord waren Schüler, die aus dem Skiurlaub zurückkehrten. 22 Kinder und sechs Erwachsene kamen in dem Autobahntunnel bei Siders ums Leben. Die Unglücksursache ist weiterhin unklar.
Im flämischen Privatfernsehen VTM haben vier Elternpaare aus Lommel nun schwere Vorwürfe gegen die Schweizer Behörden und den getöteten Busfahrer erhoben. Es ist das erste Mal, dass Elternteile über das schwere Busunglück sprechen.
Sie wollen Antworten auf ihre Fragen und suchen deshalb die Öffentlichkeit, erklärt der Redaktionsleiter der Sendung Telefacts, Thomas van Hemeledonck.
"Mal erzählt man uns dies, mal das"
Der genaue Ablauf der Rettungsaktion ist unklar, sagen die Eltern. Medien in der Schweiz berichten darüber, dass eine Panne gleich zu Beginn passiert sein könnte. Nur acht Sekunden nach dem Aufprall hat die automatische Videoüberwachung in der Einsatzzentrale der Polizei Alarm geschlagen. Dort habe man den Unfall jedoch nicht sofort registriert. Man sei davon ausgegangen, der Bus habe lediglich in der Notfallnische angehalten. Eine Streife sei hingefahren und hätte erst vor Ort realisiert, was passiert ist. Daraufhin seien erst die Rettungskräfte informiert worden, so der Schweizer Rundfunk.
Die Staatsanwaltschaft im Kanton Wallis dementiert formell, aber die Eltern aus Lommel sind misstrauisch. Die vier Paare betonen gleichzeitig, dass sie nur in ihrem Namen sprechen und nicht etwa stellvertretend für die 28 Opferfamilien. Die Arbeit der Staatsanwaltschaft in der Schweiz stellen sie jedenfalls offen in Frage. "Mal erzählt man uns dies, mal das", sagt der verzweifelte Vater eines ums Leben gekommenen Schülers. Das Misstrauen werde jedenfalls immer größer.
Busfahrer im Fokus
Ein Elternteil aus Lommel erhebt im VTM-Fernsehen schwere Vorwürfe gegen den Busfahrer. Er habe den Bus absichtlich gegen die Tunnelwand gelenkt, um Selbstmord zu begehen. Die Frau des toten Busfahrers weist die schweren Vorwürfe zurück und zeigt sich schockiert. Der Grund für den Verdacht der Eltern: Aus den Ermittlungen geht hervor, dass der Bus ungebremst mit 100 Stundenkilometern gegen die Betonwand der Notfallnische im Tunnel gekracht ist. Außerdem konnten durch eine erste Obduktion Rückstände von Antidepressiva im Blut des Busfahrers nachgewiesen werden.
Der Staatsanwalt in Siders wartet noch auf zwei medizinische Gutachten und will dann seinen Abschlussbericht vorlegen. Möglicherweise wird die genaue Unfallursache aber niemals eindeutig geklärt werden können.
Bild: Sebastien Bozon (afp)