Randale in Straßburg: Bei einer Protestaktion von wütenden Stahlarbeitern aus Lüttich in der Nähe des Europäischen Parlaments ist es am späten Mittwochnachmittag zu Ausschreitungen gekommen. Flaschen und Verkehrsschildern flogen in Richtung Polizei, die mit Tränengas reagierte.
Mindestens drei Demonstranten wurden verletzt. Zuvor hatten Arcelor-Beschäftigte versucht, die Absperrungen zu durchbrechen und zum Parlamentsgebäude vorzudringen.
Die Arcelor-Beschäftigten fühlten sich von den französischen Behörden provoziert. Sie würden behandelt wie Terroristen, so ein Demonstrant. Schon auf der Hinfahrt waren alle 30 Reisebusse aus Belgien kontrolliert worden.
Während draußen der Protest wütete, trafen im Parlament Gewerkschaftsvertreter mit EU-Politikern zusammen. Zunächst mit Industriekommissar Antonio Tajani, später mit Parlamentspräsident Martin Schulz. Die Beschäftigten fordern, dass Europa nicht länger tatenlos zusieht. Mittal sei dabei, die komplette europäische Stahlindustrie zu zerstören, erklärte Francis Gomez von der FGTB.
ArcelorMittal plant neben der Schließung der Lütticher Hochöfen auch die Stilllegung von sieben Kaltstahl-Produktionslinien. Damit könnten weitere 1.300 Menschen ihren Job verlieren.
Vier Milliarden Dollar Verlust
Unterdessen hat ArcelorMittal seine aktuellen Geschäftszahlen veröffentlicht. Demnach hat der Weltkonzern im Schlussquartal 2012 knapp vier Milliarden Dollar Verlust gemacht. Das sind fast drei Milliarden Dollar mehr Minus als im Vorjahresquartal. Im gesamten Jahr 2012 steht Arcelor mit rund 3,7 Milliarden Dollar in den roten Zahlen. 2011 hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von knapp 2,3 Milliarden Dollar erwirtschaftet.
Vor allem in Europa sei die Nachfrage nach Stahl um weitere neun Prozent gesunken. Sie liege damit um fast 30 Prozent niedriger als vor der Wirtschaftskrise, hieß es. Als Reaktion auf die schwache Nachfrage hat ArcelorMittal in Europa neun von ursprünglich 25 Hochöfen nicht mehr in Betrieb.
akn/jp/mh - Bild: Patrick Hertzog (afp)