1.300 Arbeitsplätze sind in Lüttich bedroht. Dies, nachdem gerade erst die Hochöfen dichtgemacht haben, wodurch ja auch knapp 800 Menschen ihren Job verloren haben. Auf Dauer, so sind sich alle einig, ist das gesamte Lütticher Stahlbecken verurteilt.
Das wollen die Gewerkschaften nicht so stehen lassen. Entsprechend hoch ist der Druck, der auf der Politik lastet.
Selbst der liberale Vize-Premier Didier Reynders wollte in der RTBF eine Verstaatlichung der Produktionsstätten nicht ausschließen. Damit könnte die Zeit überbrückt werden, bis ein Übernahmekandidat gefunden wäre. Die wallonische Regionalregierung wird offenbar unter Führung des PS-Wirtschaftsministers Jean-Claude Marcourt auf eine solche Lösung hinarbeiten. Die Frage ist nur, ob die Wallonische Region überhaupt über das nötige Geld verfügt.
Dass notfalls der Föderalstaat einspringen könnte, das wurde aber bereits von flämischer Seite abgelehnt. Gwendolyn Rutten, die Vorsitzende der liberalen OpenVLD, warnte in der VRT davor, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. In den 1970er Jahren habe man schon einmal geglaubt, Werksschließungen über Verstaatlichungen verhindern zu können. Man könne aber nicht behaupten, dass das eine Erfolgsgeschichte gewesen sei.
Der Stahlkonzern ArcelorMittal hat noch einmal bekräftigt, dass er die Produktionsstandorte im Lütticher Becken, die geschlossen werden sollen, nicht verkaufen wird. In einer kurzen Mitteilung heißt es zudem, eine offizielle Anfrage für den Kauf gebe es bisher nicht.
Beschäftigte in Ougrée wollen ab Mittwoch wieder arbeiten
In Ougrée bei Lüttich hat eine Generalversammlung für die Beschäftigten des Stahlkonzerns ArcelorMittal stattgefunden. Mehr als eintausend Arbeiter waren in einer Lagerhalle zusammen gekommen, um von den Gewerkschaftsdelegierten Einzelheiten über die angekündigte Schließung von acht Produktionsstätten zu erfahren. Dabei sollten die Arbeiter auch einem Strategieplan zustimmen, den die Gewerkschaften nach Unterredungen mit den politisch Verantwortlichen ausgearbeitet haben.
Die Beschäftigten des Stahlkonzerns ArcelorMittal in Ougrée haben bei der Generalversammlung beschlossen, die Arbeit am Mittwoch wieder aufzunehmen. Die Zusammenkunft verlief in einer äußerst gespannten Atmosphäre. Mehrere Dutzend Arbeitnehmer von Ford in Genk waren nach Lüttich gekommen, um den Arcelor-Beschäftigten ihre Unterstützung zu bekunden.
Seit Bekanntwerden der Schließungspläne für acht Produktionsstätten im Lütticher Becken am Donnerstag hatte die Produktion stillgelegen. Die Gewerkschaften begrüßten die Entscheidung des Personals, am Mittwoch wieder an die Arbeit zu gehen. Dies verpflichte ArcelorMittal zur Fortzahlung der Löhne.
Am Dienstag wollen die Beschäftigten nach Namur fahren, um vor dem Sitz der wallonischen Region um Hilfe zu bitten.
belga/jp/mh/rop - Bild: Benoit Doppagne (belga)