
Im Brüsseler Regierungsviertel haben am Freitag 400 bis 500 Stahlarbeiter demonstriert. Sie protestieren gegen die angekündigte Stilllegung von Kaltwalzwerken im Lütticher Stahlbecken.
In neun Bussen hatten sie sich auf den Weg nach Brüssel gemacht, wo Vertreter der Föderalregierung und der wallonischen Regierung über das weitere Vorgehen nach der angekündigten Schließung von sieben ArcelorMittal-Werken beraten hatten. Anschließend empfingen sie eine Delegation der Gewerkschaften.
Vor der Amtswohnung von Premierminister Di Rupo, wo die Gespräche stattfanden, versuchten die Arbeiter, eine Absperrung zu durchbrechen. Dabei flogen auch Pflastersteine. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Später durchbrachen wütende Arbeiter eine Absperrung des Parks an der Metrostation Trône. Dabei kam es zu einem Handgemenge mit den Sicherheitskräften. Auch der kleine Brüsseler Ring war zeitweise blockiert. Gegen 16 Uhr hatte sich die Lage wieder beruhigt.
Die Mitarbeiter der Stahlwerke fordern ein starkes Signal der Politik. Durch die angekündigte Stilllegung gehen 1300 Arbeitsplätze verloren.
Di Rupo sichert Unterstützung zu
Premierminister Di Rupo kündigte an, dass die Regierung einen Übernahmekandidaten für die Kaltwalzwerke im Lütticher Stahlbecken suchen will. In der Wallonie soll eine Taskforce eingesetzt werden, die die Möglichkeiten zur Rettung der betroffenen Werke ausloten soll. Darin werden sowohl Mitglieder der Regionalregierung als auch der Gewerkschaften vertreten sein.
Di Rupo sicherte den 1300 Arbeitnehmern, deren Stellen gestrichen werden, die Unterstützung der Regierung zu. Außerdem will sich der Premier dafür einsetzen, dass die Praktiken großer Konzerne wie ArcelorMittal auf europäischer Ebene besser kontrolliert werden.
Bischof Jousten äußert Solidarität
Die Provinz Lüttich zeigt sich "erstaunt über die brutale Entscheidung" und über den "Zynismus ohnegleichen" des Unternehmens. Der Lütticher Bischof Aloys Jousten äußerte Solidarität mit den betroffenen Stahlarbeitern. "Es ist kalt im Lütticher Becken und nach der Ankündigung der Kaltstahl-Produktion ist es weiter abgekühlt", so der 75-jährige Bischof in einem Aufruf zur Solidarität und zur Vorbereitung der Zukunft. Bischof Jousten hatte sich bereits 2009 auf die Seite der entlassenen ArcelorMittal-Arbeiter gestellt.
belga/rtbf/est