In Brüssel hat am Vormittag eine Demonstration gegen Sozialdumping stattgefunden. Dazu hatten mehrere europäische Gewerkschaften aufgerufen. Nach Polizeiangaben gingen rund 3.500 Teilnehmer auf die Straße. Die Gewerkschaften protestieren vor allem gegen Sozialdumping im Baugewerbe. Nach Angaben der Arbeitnehmervertretungen sind im Bauwesen viele Subunternehmen im Einsatz, die Arbeiter aus osteuropäischen Ländern beschäftigen und deutlich weniger Sozialabgaben zahlen müssen als hiesige Unternehmen.
In Charleroi haben die Gewerkschaften zur Beweisführung die Baustelle des künftigen Rathauses ohne Voranmeldung besichtigt. Dort arbeiten circa 50 Portugiesen für viel weniger Geld als ihre belgischen Kollegen. Es gehe nicht darum, die Arbeiter zu verurteilen, sondern eine einheitliche Gesetzgebung zu fordern. Eine europaweite Sozialgesetzgebung könne Missbrauch verhindern.
Ein Treffen mit dem EU-Kommissar für Arbeit und Soziales, Laszlo Andor, verlief aus Sicht der Gewerkschaften enttäuschend. Andor habe lediglich bereits Bekanntes wiederholt und gesagt, es sei schwierig die Freizügigkeit der Arbeitnehmer und deren arbeitsrechtlichen Schutz in Einklang zu bringen. Dennoch kündigte Andor eine neue EU-Richtlinie an, die die Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten verbessern soll, um Missbrauch der Freizügigkeit zu verhindern.
belga/rtbf/est/okr/cd