Bevor die beiden stillgelegten Atomreaktoren Doel 3 und Tihange 2 wieder ans Netz gehen können, müssen noch viele Fragen geklärt werden. Das sagen Ecolo und Groen, die gemeinsam mit den europäischen Grünen eine Studie zum Thema in Auftrag gegeben haben.
Im Sommer waren bei aufwendigen Kontrollen Tausende kleine Risse aufgefallen - seitdem stehen die Reaktoren still. Betreiber Electrabel würde sie am liebsten so schnell wie möglich wieder anfahren.
Laut Betreiber Electrabel handelt es sich bei den Rissen um Materialfehler, die schon bei der Produktion des Stahls entstanden sind. Von daher seien sie ungefährlich und die Reaktoren könnten wieder ans Netz. Doch genau diese Angaben stellt die österreichische Wissenschaftlerin Ilse Tweer jetzt in Frage. Tweer hat die Situation in Belgien unter die Lupe genommen. Anhand der durchgeführten Tests und der verfügbaren Informationen dürfe die Aufsichtsbehörde zum jetzigen Zeitpunkt nicht ernsthaft ein Wiederanfahren der Reaktoren in Betracht ziehen.
Deswegen sollten die belgischen Behörden mit äußerster Vorsicht vorgehen, fordert auch Rebecca Harms, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im europäischen Parlament. Auch Kristof Calvo von den flämischen Grünen forderte Klarheit. "Solange es keine Antworten auf die offenen Fragen gibt, dürfen die betroffenen Reaktoren nicht wieder ans Netz", so Calvo. Die Aktion der Grünen kommt nicht von ungefähr: Kommende Woche soll die belgische Atomregulierungsbehörde FANK der Regierung mitteilen, ob Doel 3 und Tihange 2 erneut angefahren werden können.
Europas Grüne fordern EU-weit schärfere Kontrollen. Die Stress-Tests der Kommission seien bei weitem nicht ausreichend, decken sie doch Fragen wie Alter und Ermüdung von Material überhaupt nicht ab. Vom zuständigen Kommissar Günther Oettinger fordern die Grünen strengere Richtlinien. Nach Angaben von Wissenschaftlerin Tweer gehören alle 140 Atomreaktoren in Europa dringend auf den Prüfstand - ähnlich wie im vergangenen Sommer im Belgien geschehen.