Die Bahngesellschaft SNCB wird neu strukturiert. Das Kernkabinett der Regierung Di Rupo hat am Vormittag die Reformpläne von Minister Magnette angenommen.
Demnach wird aus den drei Unternehmenszweigen der Bahn eine Doppelstruktur gemacht: Die SNCB betreut die Geschäftsaktivitäten im Personenverkehr und die Verwaltung der Bahnhöfe, die Tochtergesellschaft Infrabel betreibt das Schienennetz. Die SNCB-Holding wird aufgelöst.
Die Minister einigten sich auch darauf, dass die etwa 36.000 Mitarbeiter bei SNCB und Infrabel künftig über eine Vermittlungsagentur beschäftigt werden und dadurch ein einheitliches Statut bekommen. Entlassungen wird es nicht geben.
Die Reform soll vor allem den Bahnreisenden mehr Komfort bringen, heißt es. Am Freitag muss noch der vollständige Ministerrat das Reformpaket gutheißen. Danach will PS-Minister Magnette seinen Posten in der Föderalregierung aufgeben, um Bürgermeister von Charleroi zu werden.
Gewerkschaften reagieren erstaunt
Die Einigung der Regierung auf eine Bahnreform stößt bei den Gewerkschaften auf Unmut. Sie fühlen sich außen vor gelassen. Der Sprecher der sozialistischen Eisenbahnergewerkschaft erklärte, wenn das Abkommen eine Entweder-Oder-Lösung sei, werde es Proteste geben. Er hoffe, dass es lediglich um eine grundsätzliche Einigung gehe, die noch ergänzt werden könne.
Auch die christliche Gewerkschaft fragt, wie sich die Regierung plötzlich ohne vorherige Rücksprache mit den Gewerkschaften einigen könne. Für kommenden Dienstag war ein Treffen von Minister Magnette mit den Gewerkschaften anberaumt. Streikaktionen werden nicht ausgeschlossen.
belga/jp