Während in Irland die neue EU-Ratspräsidentschaft gefeiert wird, würden auf der Nachbarinsel die meisten Briten am liebsten aus der Europäischen Union austreten. Die Politik in London weiß nicht mehr, wie sich gegenüber Brüssel verhalten soll und Großbritanniens Premier David Cameron bastelt an einer Volksabstimmung über den Verbleib in der Union.
Jetzt häufen sich auch die Stimmen in den anderen EU-Ländern, die Großbritannien einen Austritt ans Herz legen. Das tut auch der EU-Abgeordnete und frühere belgische Außenminister Louis Michel. So wie Großbritannien sich derzeit verhalte, das sei tödlich für die EU, sagte Michel in einem Radio-Interview am Donnerstagmorgen. Deswegen müsse es bald eine Entscheidung geben.
Michel legt den Briten den Austritt aus der Union ans Herz - ähnlich wie der frühere EU-Kommissionspräsident Jacques Delors das bereits vor Kurzem gemacht hatte. Die europäischen Verträge müssten vorsehen, dass Mitgliedstaaten die EU verlassen können - zeitweise oder für immer, meint Michel. Anstelle einer vollwertigen Mitgliedschaft sei eine "enge Freundschaft" oder "privilegierte Beziehung" vorstellbar, vergleichbar mit einer Freihandelszone oder einem gemeinsamen Binnenmarkt, mehr aber auch nicht.
Davor warnen allerdings namhafte Wirtschaftsexperten und Spitzenpolitiker wie etwa EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, der Großbritannien wegen seiner Anti-Europa-Haltung gewarnt hat. Damit füge London sich selbst großen Schaden zu, aber auch der EU.
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